Beton, weltweit der mengenmäßig meistverbrauchte Baustoff, besteht aus Wasser, Sand, Kies und Zement. Im Grunde einfache „Zutaten“, doch die Herstellung dieser Mischung hat es in sich: „Der Zement, insbesondere der sogenannte Zementklinker, ist der weltweite CO2-Treiber mit rund sieben Prozent Anteil an den globalen CO2-Emissionen“, gibt Thomas Sievers die aktuellen Zahlen der Internationalen Energieagentur (IEA) wieder. „Es war also naheliegend“, so der Beton-Experte weiter, „in diesem Bereich die Entwicklungen voranzutreiben, um die CO2- Emissionen bei der Herstellung und Verwendung von Beton zu minimieren.“ Genau das ist Sievers und seinem Team gelungen, und nach zehn Jahren Forschung und Erprobung entsteht nun im Gewerbegebiet Soltau Ost III ein modernes Betonfertigteil- und Transportbetonwerk, in dem mit innovativer „Hybrid-Misch-Technik“ demnächst besonders ökologische Betonsorten mit bis zu 80 Prozent CO2-Einsparung gegenüber herkömmlicher Fertigteil-Produktion produziert werden. Auch das Werk selbst soll nicht nur besonders umweltfreundlich betrieben werden, sondern zudem Schulungs- und Forschungszentrum sein. Zudem entstehen rund 45 neue Arbeitsplätze. „Ein Leuchtturmprojekt“, bescheinigt Dr. Bernd Althusmann der „B-ton Fertigteilwerk GmbH“. Bei seinem Besuch am vergangenen Mittwoch hat Niedersachsens Wirtschaftsminister neben lobenden Worten aber noch mehr „im Gepäck“, nämlich einen Bescheid über eine stattliche Fördersumme.
Mit einer Investition in Höhe von gut 6,5 Millionen Euro entsteht unter der Firmierung „B-ton“ der neue Standort vor den Toren der Böhmestadt. „Wir rechnen damit, dass das hiesige Werk im letzten Quartal dieses Jahres in Produktion gehen kann“, kalkuliert Antonio Catarino, Geschäftsführer der „B-ton Fertigteilwerk GmbH“. Das Vorhaben wird mit 1,45 Millionen Euro aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) als „Einzelbetriebliche Investitionsförderung“ unterstützt - eine Summe, die selbst der Wirtschaftsminister nicht jeden Tag „verteilt“: „Das ist auch für mich kein alltäglicher Förderbescheid“, beglückwünscht Althusmann die Beteiligten zu deren „innovativem Projekt, das die Region stärken und Arbeitsplätze schaffen wird - und das gerade in diesen schwierigen Zeiten besondere Bedeutung hat. Nicht zuletzt wird hier ein wichtiger Beitrag für eine grüne Welt geleistet“, lobt der Minister.
Mit der neuentwickelten und patentgeschützten Hybrid-Misch-Technologie werde „B-ton“ künftig in der Lage sein, sämtliche Betonsorten automatisiert zu produzieren, erläutert Sievers, beginnend vom LAC- (Lightweight-Aggregate-Concrete), LC- (Konstruktionsleichtbeton), Normal-Beton und UHPC (Ultra-Hochfester-Beton) bis hin zu Geopolymerbeton (zementfreier Beton). „Allein der Bereich Fertigteile wird jährlich etwa 3.500 Tonnen CO2 einsparen“, so Sievers.
Auch das Werk selbst stecke voller „grüner“ Technik, erklärt der Entwickler von „B-ton“: „Im Fertigteilwerk mit angeschlossener Transportbetonherstellung wird zu 100 Prozent Ökostrom eingesetzt. Auf die An- und Neubauten werden Photovoltaik und Solarthermie installiert. Ein unterirdischer Regenwasserspeicher wird den Frischwasserbedarf auf ein Minimum senken. Die Wärmeerzeugung der Beton-Aushärtekammer erfolgt klimaneutral über eine Wärmepumpe und in Verbindung mit Photovoltaik, Solarthermie und einem zusätzlichen Pufferspeicher.“
Am Standort solle weiterhin Forschung und Entwicklung betrieben werden, so Sievers, „und Soltau wird auch Schulungszentrum für nationale und internationale Anwender der B-ton-Technologien sein.“ Ein Teil der Forschung solle dazu dienen, einen weiteren „CO2-Treiber“ zu ersetzen, nämlich den Stahl, der bei vielen Bauvorhaben den eingesetzten Beton verstärkt. Statt des Metalls komme laut Sievers ein anderes Material zum Einsatz: „Die Zielsetzung einer unserer parallellaufenden Entwicklungen ist es, statisch wirksame Fasern als teilweisen oder ganzen Ersatz von Stahlbewehrung einzusetzen. Intensive Testreihen und Prüfungen und die Herstellung und Lieferung erster stahlfreier Großelemente wurden bereits erfolgreich durchgeführt.“