Illustre Gäste sind bei der Einweihung nicht dabei, es ist eher ein kleiner Anlass auf kleinem Raum. Doch auch wenn die Neuheit im Soltauer Spielmuseum nur eine einzige Vitrine belegt, so tobt darin doch das Leben: Auf wenigen Quadratmetern ist aus Lego-Steinen eine ganze Stadt entstanden, in deren Straßenzügen sich zahlreiche Bewohner tummeln, Autos unterwegs sind und sogar Blumen blühen. „Faszinierendes Spielzeug, mit dem sich ganze Welten erschaffen lassen“, staunt Museumsleiterin Dr. Antje Ernst. Erbaut haben diese Miniatur-Welt Frithjof Cohrs und Oliver Graubohm. Und die beiden Lego-Freunde haben dann doch ein paar Prominente zur Eröffnung eingeladen: Die Beatles geben – natürlich als kleine Lego-Figuren – ein Konzert auf einem der Dächer und überqueren unten am Gebäude den Zebrastreifen wie auf dem berühmten Cover ihres Albums „Abbey Road“. Die Lego-Welt mag nur ein kleines Segment in der großen Ausstellung des Spielmuseums sein, doch mit ihr erfolgt gewissermaßen eine „Grundsteinchenlegung“: „Wir wollen uns im Dachgeschoss nach und nach mehr den Dingen der Gegenwart widmen – und hiermit machen wir den Anfang“, erklärt Ernst.
Einen ersten Ausflug in die Neuzeit hatte das Spielmuseum zuvor bereits an gleicher Stelle mit Playmobil unternommen: „Die Marke feiert aktuell 50-jähriges Bestehen, und die Ausstellung kam sehr gut an“, so Ernst. Nun sei ein „wahres Wimmelbild“ aus Lego in die Eckvitrine eingezogen, freut sich die ehrenamtliche Stiftungsdirektorin. „Alles Originalmodelle“, ergänzt Cohrs. Der amtierende Stadtkönig der Soltauer Schützengilde hat die Bausätze aus seiner Sammlung als Leihgabe für das Spielmusem liebevoll arrangiert. Graubohm unterstütze ihn beim Aufbau: „Es sind insgesamt 18 Häuser der City-Reihe“, erklärt der Munsteraner, der ebenfalls schon Stücke aus seinem großen Lego-Fundus für Ausstellungen zur Verfügung gestellt hat.
„Wer genau hinsieht, kann viele kleine Details entdecken“, lädt Graubohm ein: „Nicht nur die Beatles spielen auf dem Dach, sondern auch eine andere Band in einem Jazzclub um die Ecke.“ Ob Essen im Diner, Umzug mit Möbeltransporter, Bauarbeiten an der Fassade des Kinos oder bunte Parade mit Polizei-Eskorte vorweg – „wir wollten die Straßen einfach mit Leben füllen“, meint Cohrs. Aktuelle Ereignisse hat der Soltauer ebenfalls eingeflochten: „An einer Kreuzung läuft eine Bauern-Demo mit mehreren Treckern.“
Rund zwei Tage lang haben die beiden Lego- und Beatles-Fans an der Gestaltung der Lego-Stadt gearbeitet, wurden dabei von zahlreichen Besuchern nicht nur beobachtet: „Einige Kinder haben den Aufbau mit Spannung verfolgt und begleitet, manche hatten auch gleich die Hände in einer der Lego-Kisten, wollten mitbauen. Es hat wirklich viel Spaß gemacht“, blicken Chors und Graubohm zurück.
„Auch so begegnen sich hier die Generationen: Die Kinder von einst sind heute leidenschaftliche Sammler, die Kinder von heute wollen einfach gern mit Lego spielen“, so Ernst. Sie plant, die Vitrine bis etwa Ende des Jahres mit der Lego-Stadt bestückt zu lassen – weitere Exponate der Moderne sollen folgen.