Schon von außen zeigt das Soltauer Jugendzentrum, dass sich dort derzeit etwas tut: Das Gebäude ist für Dachreparaturen und einen neuen Anstrich eingerüstet, und auch Gartenarbeiten stehen an. Hier legt sich der Soltauer Bauhof kräftig ins Zeug, während innen Ehrenamtliche und Takoda-Leute am Werk sind, um frische Farbe an die Wände zu bringen und die Räume mit neuen Möbeln auszustatten und umzugestalten. Nach mehrwöchiger Renovierung soll das Jugendzentrum schließlich am 6. September um 13 Uhr wieder seine Pforten öffnen - unter neuer Leitung und mit neuem Konzept.
Die Neuausrichtung der Soltauer Jugendarbeit war für einige eine schmerzhafte Erfahrung, es gab reichlich Kritik - sowohl in konkreten Personalfragen als auch in der Abwicklung des gesamten Prozesses. In dessen Rahmen sah sich der Trägerverein des Jugendzentrums der Jugendarbeit nicht mehr gewachsen und wurde zum Förderverein, womit die Jugendarbeit wieder an die Stadt zurückfiel. Daraufhin wurde die Trägerschaft ausgeschrieben und neu vergeben.
Noch einmal zeigte sich in der Ratssitzung am 27. Juni, dass hier durchaus Wunden geschlagen worden sind (HK berichtet). Bis die wieder verheilt sind, wird es zwar noch etwas dauern. Doch mit Blick in die Zukunft war sich der Rat einig: Er votierte einstimmig für die „Takoda GbR - ambulante und stationäre Jugendhilfe“ als Träger der Jugendarbeit in der Böhmestadt. Die Einrichtung mit Sitz und weiteren Tätigkeitsbereichen in Schneverdingen hat inzwischen übernommen und wird vom heutigen Förderverein, dem ehemaligen Trägerverein, unterstützt.
Obwohl dies sozusagen ein Neustart ist und Takoda mit vorangegangenen Auseinandersetzungen nichts zu tun hat, können das einige offenbar noch immer nicht unterscheiden. Aber solcherlei Kritik ist wohl unvermeidlich.
Nichtsdestotrotz steht die Einrichtung in den Startlöchern. Dabei macht Takoda-Mitarbeiterin Carina Zottl noch einmal klar: „Was wir machen, ist Jugendarbeit. Es geht nicht um Jugendhilfe. Dafür sind Experten der entsprechenden Institutionen, an die wir Betroffene im Bedarfsfall weiterleiten, zuständig.“
Überschrieben ist diese Arbeit mit „YOUgenerationZEtt“ - das englische You steht für die Individualität der Kinder und Jugendlichen, die doch trotz aller Unterschiede Teil einer Altersgruppe - der Generation Z (ZEtt) - sind. Zusammengezogen kommt YOUZE dabei heraus. Das klingt komplizierter, als es ist. „Dahinter steht unsere offene Kinder- und Jugendarbeit. Konkret gehört dazu der offene Betrieb im Jugendzentrum, Schützenstraße 12, das attraktiviert und damit zu einem Treffpunkt möglichst vieler Kinder und Jugendlicher zwischen acht und 27 Jahren werden soll. Der zweite Bereich ist die Grundschulsozialarbeit in Kooperation mit den Eltern, die es so bisher in Soltau noch nicht gibt. Der dritte Komplex schließlich ist die aufsuchende Arbeit. Das heißt, wir gehen dorthin, wo die Jugendlichen chillen und suchen dort den Kontakt, um sie abzuholen“, erläutert Zottl. Anliegen von Takoda sei es dabei, die Potentiale von Kindern und Jugendlichen auf vielfältige und nachhaltige Art und Weise gemeinsam zu entdecken, zu fördern und zu erweitern.
Und weiter: „Wir haben uns im Rahmen dieser Jugendarbeit zunächst einmal zwei Projekte vorgenommen. Eines davon ist die Einrichtung eines Schülerbistros - von, für und mit älteren Schülern umgesetzt“, kündigt Zottl an. Entstehen soll es in der ersten Etage des Jugendzentrums: „Dort soll es Snacks und Getränke zum kleinen Preis und die Möglichkeit geben, bei freiem WLAN einfach zu chillen. Unser Plan ist, damit bis zum Eröffnungstag, also bis zum 6. September, fertig zu werden. Ganz beendet werden die Renovierungsarbeiten dann zwar noch nicht sein, aber wir sind dann so weit, dass wir öffnen können“, so die YOUZE-Leiterin weiter.
Das zweite Projekt, das Zottl im Auge hat, ist die Gewinnung interessierter Kinder ab acht Jahren in Zusammenarbeit mit den Grundschulen: „Für die Kinder soll es im Jugendzentrum altersgerechte Angebote geben - von sportlich über musikalisch bis hin zum Basteln. Wir bieten auch Hausaufgabenhilfe, übrigens nicht nur für die Kleinen. Weitere Unterstützungsthemen für die Älteren sind etwa Bewerbungstraining oder Lernen für den Führerschein.“ Die YOUZE-Leiterin weiter: „Es geht uns darum, möglichst viele zu erreichen, was natürlich auch über Facebook und Instagram läuft.“
Wen der YOUZE-Ruf schon jetzt erreicht hat, sind einige Ehrenamtliche, die nicht nur bei der Renovierung helfen, sondern auch in den Förderverein eingetreten sind. Darunter Jan Heckendorf, der sich an seine eigene Jugend erinnert fühlt: „Ab etwa 13 Jahren habe ich immer das Jugendzentrum besucht und war gute zehn Jahre Dauergast. Ich habe damit immer eine Anlaufstelle gehabt, die mir bis heute ans Herz gewachsen ist. Es ist wichtig, dass es einen solchen Ort gibt“, betont der Soltauer. Als guter Freund von Zottl habe er sich dazu entschlossen, mitzuhelfen und sich dem Förderverein anzuschließen.
Die eigentliche Jugendarbeit liegt dann allerdings in den Händen von Profis. In der Übergangsphase bis Ende des Jahres 2019 gehören neben der Leiterin drei weitere Teilzeitkräfte dazu. Von Januar 2020 an stehen dann für Jugendzentrum, Grundschulsozialarbeit und aufsuchende Arbeit mindestens vier volle Stellen zur Verfügung.