Über solche „Fanpost“ würde sich jeder Mathelehrer sicher freuen: „Normalerweise mag ich Mathe gar nicht...“, beginnt der Eintrag im Gästebuch der Soltauer Filzwelt, der mit einem begeisternden Lob endet: „...doch als ich aus dem Mathe-Zimmer kam, dachte ich: Wow, das war sooo toll!“ Geschrieben hat diese Worte, das lässt die Schrift sofort erkennen, ein Kind – und zwar nach einem Besuch des Mathematikums in der Felto. „Seit vor sieben Jahren erstmals eine Wanderausstellung des Gießener Mathematikums in der Filzwelt Station machte, hat sich eine Tradition entwickelt: Osterzeit ist Mathe-Zeit – denn die interaktiven Stationen, die spielerisch zum Knobeln und Entdecken einladen, erfreuen sich großer Beliebtheit“, erklärt Dr. Antje Ernst. Die Direktorin der Stiftung Spiel freut sich, „das Mathematikum in diesem Frühjahr wieder in die Filzwelt holen zu können.“ Dort gibt es vom kommenden Sonntag, 3. März, bis zum 4. April wieder „Mathe zum Anfassen“ und Spaß am Forschen.
Wenn Seifenblasen eckig schillern, am Bautisch immer neue Formen entstehen und per Schnur Deutschlandreisen unternommen werden, dann ist das Mathematikum zu Gast: Rund 30 Experimente laden dann einen ganzen Monat land im Dachgeschoss der Filzwelt zum Ausprobieren ein. Dabei können Besucher Platten über der Tischkante balancieren lassen, ein Musikstück „erwürfeln“, eine Brücke aus Stäben „flechten“ oder sich selbst in eine große Seifenblasenhaut stellen. „Alle Stationen stammen aus dem Mathematikum in Gießen – dem weltweit ersten mathematischen Mitmachmuseum“, erklärt Ernst. Die Einrichtung habe es sich zur Aufgabe gemacht, die Faszination der Mathematik erfahrbar zu machen und dafür gemäß dem Leitspruch „Mathe macht glücklich“ interaktive Exponate entwickelt, die einfach Spaß machen: „Manche sind echte Kopfzerbrecher, andere frei kreativ, einige lassen sich am besten im Team bewältigen, andere allein.“
Als erstes zieht meist die Riesenseifenblasenhaut die Aufmerksamkeit auf sich: „Schnell steigen Kinder in die Mitte eines mit Seifenlauge gefüllten Rings. Sobald sie an einer Schnur ziehen, erhebt sich aus dem Ring ein Reifen, und mit ihm steigt ein Seifenschlauch in die Höhe, bis er die Kinder komplett umgibt, immer enger wird – und schließlich platzt. Die Konstruktion ist groß genug, um auch Erwachsene einzuhüllen. Damit der Versuch gelingt, sind gutes Timing und ruhige Hände gefragt“, erläutert die Direktorin der Stiftung Spiel.
An anderen Stationen warten Puzzle- und Rätselaufgaben auf die Besucher: Wie gelingt es, aus nur vier Teilen erst ein Dreieck und dann ein Quadrat zu legen? Welcher Text lässt sich mit der Codescheibe entziffern? Und welche Regelmäßigkeit verbirgt sich in der Würfelschlange? – das sind nur einiger der Fragen, die es hier zu klären gilt. Ein Tisch hat die Form einer Deutschlandkarte. Markiert sind die Hauptstädte der Bundesländer. Mit Hilfe einer Schnur gilt es, die kürzeste Strecke zu finden, um alle Städte abzufahren. Nicht nur Kopf und Hände, sondern auch die Beine kommen an der Station „Ich bin eine Funktion“ in Bewegung: Eine Teppichbahn ist als Skala gestaltet. Die eigene Vor- und Rückwärtsbewegung darauf wird – in Beziehung gesetzt zur Zeitachse – auf einem Bildschirm als Funktion sichtbar.
Hinter den Ausstellungsstationen stehen ganz unterschiedliche Bereiche der Mathematik: Formen und Körper, Muster und Parkette, Kurven, Minimalflächen, Statistik, Zufall und Wahrscheinlichkeit, Kombinatorik und Kryptographie. „Ganz nebenbei verdeutlicht die Ausstellung, wie viel Mathe in unserem Alltag steckt“, freut sich Ernst.
Sie weiß auch: „Exponate, die nicht nur angeguckt werden dürfen, sondern auch ausprobiert werden sollen, erfordern Betreuung. Beispielsweise müssen gelöste Aufgaben immer wieder auseinandergenommen werden, damit auch die nächsten Ausstellungsgäste wieder knobeln können. Dafür werden noch ehrenamtliche Helferinnen und Helfer gesucht, die sich bereit erklären, für einzelne Vor- oder Nachmittage in der Ausstellung präsent zu sein. Dabei sind keine mathematischen Fachkenntnisse erforderlich – schließlich sollen die Gäste die Stationen selbst erforschen und nicht belehrt werden. Die Rolle der Ausstellungslotsen ist vielmehr eine ermunternde und ordnende.“ Wer Lust hat, mitzuhelfen, kann sich per E-Mail an info@filzwelt-soltau.de oder unter Ruf (05191) 9754943 melden.
Es ist nicht das erste Gastspiel des Mathematikums in Soltau, und so wissen die Organisatoren bereits aus eigener Erfahrung, wie sehr diese Form der spielerischen Vermittlung Kinder und Erwachsene begeistert. „Damit möglichst viele Schulklassen diese Erfahrung machen können, ist die Ausstellung an Schultagen bis mittags für Gruppen reserviert – und bereits gut gebucht. Nachmittags, an Wochenenden und in den Osterferien steht sie allen anderen Interessierten offen“, so Ernst. Der Besuch der Ausstellung ist im Filzwelt-Eintritt enthalten. Für Schulklassen gibt es ermäßigte Eintrittstarife.
Und wer weiß, vielleicht finden sich anschließend ja noch weitere begeisterte Einträge im Felto-Gästebuch.