Um Friedrich Freudenthals Reise nach Gmunden und die besondere Beziehung des vor 175 Jahren geborenen Schriftstellers zum hannoverschen Königshaus geht es in einer Lesung am 1. September um 15 Uhr im Ratssaal des alten Rathauses in Soltau: Wolfgang Brandes wird den Reisebericht vorstellen und darauf eingehen, wie argwöhnisch von preußischer Seite welfische Aktivitäten beäugt wurden, so dass Friedrich Freudenthal bei einigen seiner Veröffentlichungen Vorsicht walten lassen musste. „Selbst in der sogenannten ‚Welfenkartei‘ findet sich ein Eintrag, der den preußischen Behörden Auskunft über Freudenthals Gesinnung geben sollte“, so Brnades. Der Eintritt zu dieser Veranstaltung der Freudenthal-Gesellschaft ist frei.
Zu den prägendsten Erlebnissen im Leben des am 9. Mai 1849 in Fallingbostel geborenen Schriftstellers Friedrich Freudenthal gehört seine Teilnahme an der Schlacht bei Langensalza im Jahr 1866. Die hannoverschen Truppen konnten damals zwar einen Teil des preußischen Heeres besiegen, da Preußen aber insgesamt viel stärker war, hatte die Fortführung des Krieges keinen Sinn. Aus dem Königreich Hannover wurde eine preußische Provinz und König Georg V. ging nach seiner Abdankung ins Exil nach Österreich. Bis 1878 lebte die frühere Herrscherfamilie in Hietzing bei Wien, danach in Gmunden am Traunsee in Salzburg.
Friedrich Freudenthal blieb bis zu seinem Tod 1929 in Fintel ein treuer Anhänger des hannoverschen Königshauses. Seine Bücher, die nicht nur in seinem Erinnerungsband „Von Lüneburg bis Langensalza“ von seiner welfischen Gesinnung zeugten, schickte er nach Gmunden. Von dort dankte man ihm mit finanziellen Zuwendungen. Auch zu besonderen Anlässen, wie der Silberhochzeit des Kronprinzenpaares Ernst August von Cumberland und seiner Gemahlin Thyra von Dänemark am 21. Dezember 1903, übermittelte er seine Glückwünsche. Am 29. Dezember 1903 dankte ihm der Kronprinz dafür: „Ihre freundlichen Glückwünsche haben die Herzogin und ich mit wärmstem Dank entgegengenommen und haben wir uns über diesen Beweis Ihrer Anteilnahme und treuen Anhänglichkeit herzlich gefreut. Ich verbleibe Ihr Ihnen herzlich wohlgeneigter Ernst August.“
Acht Jahre später konnte sich Friedrich Freudenthal endlich seinen Wunsch einer Reise nach Gmunden erfüllen. Seine Eindrücke hielt er in einem ausführlichen Reisebericht fest, der 2004 aus seinem Nachlass veröffentlicht wurde. Darin schildert er die drei Audienzen, die ihm beim Herzog und seiner Familie gewährt wurden, und das freundliche Entgegenkommen, ihm einen Leibjäger zur Seite zu stellen, der ihm den ausgedehnten Grundbesitz der Welfenfamilie in Gmunden zeigte.