Schon seit 2008 können Pendler auf der Heidebahn von Soltau und nachfolgenden Bahnhöfen nach Hamburg mit sogenannten Zeitkarten (Pendlertickets) den Tarif des Hamburger Verkehrsverbundes nutzen. Zum 15. Dezember dieses Jahres treten dafür die neuen Preise in Kraft - und die dürften Berufspendler insbesondere aus dem Soltauer Bereich keineswegs in vorweihnachtliche Stimmung versetzen, denn für sie wird die tägliche Tour nach Hamburg erheblich teurer. Einige, die bereits jetzt einen Blick auf die neuen Tarife geworfen haben, ist damit auch schon der Spätsommer verhagelt.
Bis zum 15. Dezember 2019 gehören die Bahnhöfe Soltau, Soltau-Nord, Wolterdingen, Schneverdingen und Wintermoor zum Tarifring E. Die Pendler aus diesem Bereich zahlen für die Monatskarte 218,10 Euro, für die Monatskarte im Abonnement 179 Euro und für die Wochenkarte 57,40.
Vom 15. Dezember an sieht es ganz anders aus: Die Bahnhöfe Schneverdingen, Wintermoor und Handeloh gehören dann zum „Zeitkartentarif 5 Ringe“ (gesamte Tarifringe A bis E). Die Pendler dort zahlen künftig für die Monatskarte 222,40 Euro, für die Monatskarte im Abonnement 182,20 Euro und für die Wochenkarte 58,40. Auf sie kommt also eine recht moderate Erhöhung um wenige Euro zu, über die wohl kaum einer murren wird.
Anders sieht es etwas weiter südlich aus. Dort gehören jetzt Munster, Soltau, Soltau-Nord und Wolterdingen zum „Zeitkartentarif 6 Ringe“ (gesamte Tarifringe A bis F). In Euro und Cent bedeutet dies für die Pendler: Die Monatskarte kostet demnächst 248,10 Euro, die Monatskarte im Abonnement 203,50 Euro und die Wochenkarte 62,20 Euro. Die Preissteigerung der Monatskarte liegt also bei 30 beziehungsweise 24,50 Euro (im Abonnement), was so manche Pendlerin und manchen Pendler schlucken lässt.
Einen Tarifring F, in dem Soltau demnächst liegt, gibt es bisher gar nicht. Dass er eingeführt wird, hängt auch mit der Ausweitung des HVV-Tarifgebietes zusammen: Nach jahrelangen Verhandlungen haben die Entscheidungsträger im Februar 2019 entsprechende Verträge geschlossen, wonach zum 15. Dezember das HVV-Tarifgebiet auf weitere Landkreise ausgedehnt wird, teils für Zeitkarten, teils für Einzeltickets oder für beides (HK berichtete).
Speziell für den Heidekreis, wo der Pendlertarif für die Heidebahn ab Soltau in nördlicher Richtung ja bereits gilt, kommt auf dieser Strecke dann der HVV-Bartarif hinzu, also ab Soltau, Wolterdingen, Schneverdingen und Wintermoor. Neu ist darüber hinaus auch die Anbindung der Örtzestadt.
„Durch diese Ausweitung auf zusätzliche Landkreise wurde die Einrichtung neuer Tarifringe nötig, womit in manchen Tarifgebieten allerdings auch eine gewisse Preishärte verbunden ist - wie im Heidekreis“, erläutert Rainer Vohl auf Anfrage. Dass es solche Preiserhöhungen geben werde, so der HVV-Pressesprecher weiter, sei jedoch allen Beteiligten bewusst gewesen.
Den Pendlern, die künftig zum Teil erheblich mehr für ihre Tour „Hamburg und zurück“ berappen müssen, dürfte dies allerdings erst jetzt so richtig dämmern. Und falls nicht: Sie werden darüber demnächst in einem Schreiben informiert, das ihnen von ihrem Karten-Vertragspartner, in der Regel die Deutsche Bahn, zugeht. Darin heißt es mit Verweis auf die bevorstehenden Änderungen für den Heidekreis: „Bisher ist Ihr Wohnort dem Tarifring E zugeordnet, obwohl die Entfernung zu Hamburg dies eigentlich nicht rechtfertigt. Ein Beispiel: Wer in Soltau wohnt und in Hamburg arbeitet, zahlt bisher für seine Zeitkarte nicht mehr als ein Fahrgast aus Handeloh im Landkreis Harburg, obwohl die Entfernung fast doppelt so groß ist. Die bisherige tarifliche Einstufung ist für Zeitkarteninhaber aus dem Landkreis Heidekreis also besonders günstig. Im Zuge der oben erwähnten Tarifausweitung wurden nun drei neue Ringe (F, G und H) geschaffen, die eine gerechtere Preisstruktur ermöglichen. Entsprechend wird Soltau ab dem 15. Dezember nicht mehr dem Ring E, sondern dem Ring F zugeordnet. HVV-Zeitkarten nach Hamburg werden hierdurch in der Regel um eine Preisstufe teurer.“
Das ist zweifellos eine bittere Pille, die die Soltauer Pendlerinnen und Pendler aber wohl oder übel werden schlucken müssen, wenn sie denn weiterhin mit der Bahn zur Arbeit fahren wollen. Und das wird der Fall sein, denn der tägliche Verkehrsinfarkt auf der Autobahn Richtung Hamburg dürfte da keine echte Alternative sein.
Steigende Preise sind durchaus unangenehm, wobei sie aber nicht einmal die Kosten decken. Auch darauf verweist Vohl.
Bereits bei der Vertragsunterzeichnung im Februar wurde diese Zuschussrechnung aufgemacht. Denn was die Nutzer durch insgesamt günstigere Fahrten einsparen, sorgt bei den Eisenbahnunternehmen für Verluste. Und die müssen ausgeglichen werden: Ab 2020 ist das Land Niedersachsen jährlich mit einem Betrag von 1,4 Millionen Euro dabei, der mit 1,76 Prozent dynamisiert wird. Zusätzlich trägt das Land Hamburg die auf sein Gebiet entfallenden Kosten. Zudem fallen einmalige Kosten für die Tarifumstellung an, die von beiden Ländern gefördert werden. Niedersachsen trägt hier 70 Prozent der nach Abzug des Hamburger Anteils verbleibenden Kosten, was etwa 1,1 Millionen Euro entspricht.
Auch auf die Landkreise kommen mit den HVV-Tarifen Kosten zu, die Landrat Manfred Ostermann im Februar für den Heidekreis auf rund 470.000 Euro jährlich beziffert hat.