Fußballfans verwüsten Zug – zweimal

Vandalismus auf Hin- und Rückfahrt sorgt für Schäden und Verspätungen

Fußballfans verwüsten Zug – zweimal

Wie viele „normale“ Fahrgäste am Samstag vor Ostern in der Regionalbahn 38 saßen, in der Fußballfans Randale machten, weiß Holger Jureczko zwar nicht, „aber für sie war die Fahrt sicher nicht gerade angenehm“, so der Polizeihauptkommissar. Wie viele Beamte in Soltau im Einsatz waren, um den Vandalismus der aggressiven Anhänger von Hannover 96 einzudämmen, weiß der Pressesprecher der Bundespolizeiinspektion Bremen hingegen ziemlich genau: „38 Kräfte der Bundespolizei – und die wurden zeitweise von bis zu 25 Beamten der Polizeiinspektion Heidekreis unterstützt.“ Die hatten gleich doppelt zu tun: Wie Jureczko schildert, hätten Hannover-96-Fans auf dem Weg zum Spiel gegen den Hamburger Sportverein ein Chaos im Zug hinterlassen – „und das auf der Hin- wie auch auf der Rücktour“, erklärt der Polizeihauptkommissar. Die Schäden am Zug hatten außerdem weitreichende Folgen. So laufe der Fahrzeugbetrieb nach dem Ende der Osterferien nur eingeschränkt, wie „Start Niedersachsen Mitte“ mitteilt: „Aufgrund der aktuellen Marktsituation bei der Ersatzteilversorgung ab dem 12. April sind nicht alle Fahrzeuge verfügbar – einschließlich der Fahrzeuge, die aufgrund von Vandalismus durch Fußballfans nicht in Betrieb genommen werden können“, teilt das Nahverkehrsunternehmen mit.

Hamburg besiegte Hannover an jenem Abend mit 6:1. „Das dürfte den 96-Fans sicher die Laune verhagelt haben“, so Jureczko. Für den Polizisten aber unerklärlich, warum die „Fans“ bereits auf dem Weg zum Spiel in den Waggons wüteten. Jedenfalls habe das Zug-Personal schon auf der Tour in die Hansestadt Hilfe angefordert: „Im Harburger Bahnhof wurde dann eine sogenannte Bearbeitungsstraße eingerichtet, in der Beamte die betreffenden Personen kontrolliert und deren Personalien aufgenommen haben.“

Nach dem Spiel das gleiche Spiel noch einmal – nur an anderer Stelle: „Nachdem Zugbegleiter erneut Alarm geschlagen hatten, stoppte die Bahn auf dem Weg nach Hannover in Soltau. Auch dort wurden in einer Bearbeitungsstraße etwa 50 Fußballfans kontrolliert“, so der Pressesprecher der Bundespolizeiinspektion Bremen. „Anschließend durften alle im Zug bis Hannover weiterfahren, allerdings in Begleitung von Beamten der Bundespolizei an Bord der Bahn.“ Aktuell werde noch das Material aus den Bearbeitungsstraßen und möglicherweise auch aus Videoüberwachungen ausgewertet, erläutert Jureczko: „Da wird es interessant zu sehen, wer vielleicht schon auf dem Hinweg in Harburg auffällig und dann auch noch auf dem Rückweg ‚aktiv‘ war.“

Die Schadensaufnahme im Zug habe jedenfalls ein Bild der Verwüstung gezeigt, so der Polizeihauptkommissar: „Alles war total vermüllt, überall pappten Aufkleber an den Fenstern und Trennwänden.“ Ganz abgesehen von der Sachbeschädigung, dem enormen Aufwand und dem Einsatz etlicher Beamter am Osterwochenende sei das „einfach ein echtes öffentliches Ärgernis“, so der Pressesprecher der Bundespolizeiinspektion Bremen: „Es zeugt von mangelndem Respekt, andere Mitreisende und fremdes Eigentum so zu behandeln.“

Und nicht nur das Material habe gelitten, sondern es sei auch zu Verzögerungen gekommen, wie Alexander Kornikow von „Start Niedersachsen Mitte“ erklärt: „Der Zug hatte aufgrund der Vorfälle mit den Fußballfans in Soltau für eine gewisse Zeit Stillstand.“ Die Höhe der durch die Fußballfans angerichteten Schäden könne noch nicht genau beziffert werden: „Durch Alkoholkonsum, Rauchen und das Anbringen von Aufklebern wurde der Zug jedoch stark verschmutzt, musste gründlich gereinigt und die Aufkleber entfernt werden.“ Auch diese Arbeiten hätten sich laut Kornikow auf den weiteren Betrieb ausgewirkt: „Die Züge konnten nach der Ankunft in Harburg nicht sofort wieder eingesetzt werden. Es kam zu einem teilweisen Ausfall auf der Strecke Harburg - Soltau. Aufräum- und Reinigungsarbeiten beschäftigten das Personal über einen längeren Zeitraum.“

Der Vorfall und auch die Ersatzteillage sorgen nun für Fahrplaneinschränkungen auf den „Start“-Strecken: „Wir bedauern die Unannehmlichkeiten und möchten uns bei unseren Fahrgästen für die eingeschränkte Verfügbarkeit unserer Fahrzeuge entschuldigen. Wir sind uns bewusst, dass dies zu Herausforderungen für die Schülerinnen und Schüler sowie Pendlerinnen und Pendler führen kann. Wir arbeiten intensiv mit unserer Werkstatt und der Materialwirtschaft zusammen, um die Situation so schnell wie möglich zu beheben und zu lösen“, sagt Mathias Hoff, Leiter Profitcenter bei „Start Niedersachsen Mitte“.

Laut Unternehmen können die Züge seit dem Ende der Osterferien vorübergehend nicht in „Mehrfachtraktion“ verkehren, da einige Fahrzeuge wegen von Unfällen vorübergehend außer Betrieb sind. „Mehrfachtraktion bedeutet, dass mehrere Züge miteinander verbunden und als Einheit betrieben werden. Dies erhöht die Kapazität und gewährleistet, dass alle Reisenden befördert werden können“, teilt der Bahnbetreiber mit, der jedoch alternative Ersatzbusse zur Verfügung stelle, um die Auswirkungen zu minimieren.

Das gelte auf folgenden Strecken: Auf der Regionalbahn (RB) 38 ab Soltau (Hauptbahnhof) mit Abfahrt 5.43 Uhr über Schwarmstedt alle Haltestellen bis Bennemühlen für die Fahrt 14405 und ab Soltau (Hauptbahnhof) mit Abfahrt 6.43 Uhr über Schwarmstedt alle Haltepunkte bis Bennemühlen für die Fahrt 14405. „Leider können wir derzeit noch nicht genau sagen, wann sich die Ersatzteilsituation verbessert, bleiben aber in engem Kontakt mit der Werkstatt“, so Hoff.

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