Ganz schön erschreckend war das, was am vergangenen Sonntag und Montag im Garten der Soltauer Jörg und Maren Behrensen vonstatten ging - und zwar im positiven Sinne. Der 49-Jährige und seine Frau warteten nämlich weder mit einem Umweltschützer auf die Palme bringenden Steingarten auf, noch präsentierten sie die größte Gartenzwergsammlung Europas - sie hatten etwas weitaus Furchtbareres in petto. Im Grünen, das in warmen Monaten der Entspannung und Zerstreuung dient, waren Kettensägengeräusche und gellende Schreie zu hören. Familie Behrensen hatte ihre Oase der Ruhe in der Lüneburger Straße nämlich in Privatinitiative und mit Hilfe von Bekannten und Freunden in den „Garten des Schreckens“ verwandelt. Anlass war natürlich Halloween - und mehr als 1.200 Soltauerinnen und Soltauer der verschiedensten Altersgruppen nahmen gern das Angebot in Anspruch, sich bei freiem Eintritt das Fürchten lehren zu lassen. Wer sich in das „Horror-Labyrinth“ wagte, war gut beraten, sich nicht allzu sehr vor illustren Gästen wie dem Sensenmann, Michael Myers aus der Halloween-Filmreihe oder auch dem Clown aus Stephen Kings „Es“ zu ängstigen.
Wie jeder gute Horrorfilm, so hat auch die „Story“ der Familie Behrensen eine Vorgeschichte. „Wir haben uns gedacht, dass man hier in Soltau Kindern etwas zu Halloween anbieten müsste“, sagt Jörg Behrensen. Zusammen mit seiner Frau Maren organisierte er deshalb im vergangenen Jahr erstmals im privaten Vorgarten eine kleine Grusel-Veranstaltung, damals noch im Baumschulenweg. Mit zwei „Ghillie Suits“, so werden Ganzkörpertarnanzüge für Scharfschützen genannt, verschmolzen seinerzeit zwei Erschrecker im Grünen mit ihrer Umgebung, um die Besucher quasi aus dem Nichts heraus zum Kreischen zu bringen. Eine Nebelmaschine sorgte für die passende Atmosphäre. „An zwei Tagen hatten wir rund 150 Gäste. Alle hatten viel Spaß, so dass wir uns gesagt haben, dass wir in diesem Jahr noch etwas drauflegen wollen“, berichtet Jörg Behrensen.
An neuer Adresse in der Lüneburger Straße 152a stand den Initiatoren dazu diesmal deutlich mehr Platz zur Verfügung - und dementsprechend konnten sie sich im großen Garten so richtig austoben, um Halloween-Freunden aller Altersklassen Gänsehaut zu bescheren und ihnen Schauer über die Rücken laufen zu lassen. Mit Unterstützung von Familie und Freunden stampften die Macher innerhalb von nur 48 Stunden den „Garten des Schreckens“ aus dem Boden, scheuten dabei weder Kosten noch Mühen.
„Ich bin von Natur aus ein fröhlicher Mensch“, sagt Jörg Behrensen im Gespräch mit dem Heide-Kurier. Als Vater von Kindern und Opa von zwei Enkelkindern habe es ihm am Herzen gelegen, etwas für Familien aus Soltau, der Stadt, in der er seit rund vier Jahren lebt, auf die Beine zu stellen. Der Betriebsleiter eines Getränkegroßhandels in Walsrode kennt allein durch seinen Beruf eine Menge Leute. Und so gelang es ihm schnell, für das Grusel-Projekt Unterstützer zu gewinnen, die Familie und Freunden bei ihrem ehrgeizigen Vorhaben unter die Arme griffen. Ein Schaustellerbetrieb steuerte leihweise 45 drei Meter lange Bauzaunelemente bei, die „verhüllt“ aufgestellt wurden, um so die „Grundmauern“ des Horror-Labyrinths zu bilden. Ein Veranstaltungsdienstleister aus Bad Fallingbostel half dabei, die finsteren Wege im Garten mit entsprechendem Equipment ins rechte Licht zu rücken. Über einen Aufruf auf Facebook gab es weitere Hilfe, zumal das Paket mit der von Behrensen eigens bestellten Nebelmaschine - wie verhext - einfach nicht bei ihm ankommen wollte. Gut, dass auch andere Böhmestädter technisch dazu in der Lage sind, Dampf zu machen. Und so bereitete die Gruppe peu à peu den „Garten des Schreckens“ vor. „Die Hinweisschilder hat eine Freundin gebastelt. Kostüme und Deko haben wir aus eigener Tasche finanziert“, so der Initiator.
Der „Garten des Schreckens“ hatte es dann dank der gruselig geschminkten und kostümierten Erschreckerinnen und Erschrecker in sich. Der Sensenmann schritt auf leisen Sohlen vorbei, Buschmonster und Horror-Clowns sorgten für Schnappatmung und auch das gruselige Mädchen „Samara“ aus dem Film „The Ring“ sorgte mit ihrer ungewöhnlichen Fortbewegungsweise für Angst und Schrecken. Wo Licht war, war ganz bewusst viel Schatten, um die Darstellerinnen und Darsteller effektvoll in Szene zu setzen. Die Erschreckerinnen hatten dabei auch akustisch eine Menge zu bieten, standen der berühmten „Scream-Queen“ Jamie Lee Curtis aus dem Halloween-Horrorfilmklassiker in nichts nach. Auch ihre Schreie gingen durch Mark und Bein.
Um die kleinen Besucher nicht zu sehr zu verängstigen, gab es zu früherer Stunde eine „entschärfte Version“, für die Erwachsenen wurde der Gruselfaktor anschließend erhöht. Bei den Besuchern kam der Gang durch den „Garten des Schreckens“ bestens an, wie die Kommentare in den sozialen Netzwerken belegen: „Das habt ihr richtig gut gemacht“, „Super gemacht!“, „Hammer cool - es lohnt sich“, „Sehr zu empfehlen. Nichts für Angsthasen“ und „Respekt“ war da unter anderem zu lesen. Das Lob freut die Initiatoren, die dieses aber auch gern an die Besucher zurückgeben. „Nur einmal mussten wir zwei Halbstarke vom Hof schicken, weil sie an der Deko gerissen haben. Ansonsten aber gab es keine Vorkommnisse, es wurde auch nichts gestohlen. Unsere Gäste haben sich im Großen und Ganzen wunderbar benommen“, freut sich Behrensen. Eine um die 15-jährige Besucherin habe sich leider zu sehr erschrocken „und hatte“, so der „Chef-Erschrecker“, „so etwas wie kleinen Nervenzusammenbruch. Aber wir hatten Sanitäter vor Ort, die sich umgehend um sie kümmern konnten.“
Weil die „Hexe“, die die Besucher an der Hofeinfahrt begrüßte, über einen Klickzähler verfügte, konnten die Soltauer die Besucherzahl ganz genau dokumentieren. „An beiden Abenden waren insgesamt 1.123 Besucher da“, so Behrensen über die Resonanz: „Von der Familie mit Kinderwagen bis hin zu Senioren war alles dabei. Die älteste Besucherin war knapp über 90 Jahre alt.“
Aufgrund des Andranges hatten alle Helfer und Erschrecker insbesondere am zweiten Abend kaum Luft zum Durchatmen. „Trotzdem hat es uns allen total viel Spaß gemacht“, schwärmt Behrensen, „auch wenn unsere Stimmen jetzt erst einmal weg sind.“
Im kommenden Jahr, der Ehrgeiz ist geweckt, möchten die Soltauer Experten für „Gruseln im Garten“ gern noch etwas draufsatteln. Für alle, die angesichts des Schreckens unter Druck gerieten, werde es dann eventuell auch einen Toilettenwagen geben. Aber auch in Sachen Erschreckendes hat er schon einige Dinge vor dem geistigen Auge. Selbstfahrende Dreiräder zum Beispiel, die wie von Geisterhand gesteuert an den Besuchern vorbeifahren. Wer sich gern gruselt, darf gespannt sein, was sich die Soltauer bis dahin so alles einfallen lassen.
Ein Video von der Veranstaltung gibt es auf der FB-Seite des Heide-Kuriers unter https://www.facebook.com/heidekurier.news/videos/3468871763355621