Gemeinsam bis zur MPU | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Selbsthilfegruppe „G-A-S“ bietet Betroffenen Unterstützung

Gemeinsam bis zur MPU

Alkohol und Straßenverkehr vertragen sich nicht. Das weiß jeder, doch viele handeln nicht danach. Wer dann mit zuviel Alkohol oder anderen Suchtmitteln im Blut erwischt wird, ist schnell seinen „Lappen“ los. Und dann droht neben der Strafe die Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU), wenn man denn seinen Führerschein irgendwann einmal zurückbekommen möchte. Der Weg dorthin ist nicht einfach, denn die MPU ist alles andere als ein „Idiotentest“. Betroffene sollten sich hier nicht davor scheuen, sich Unterstützung zu holen - und die bietet die Selbsthilfegruppe „G-A-S“ (Gewöhnung - Abhängigkeit - Straßenverkehr) in der Teestube Soltau. Start ist am Mittwoch, dem 3. April, von 19 bis 21 Uhr in den Räumen in der Poststraße 15 (Zugang Friedenstraße 1).

Hilfe bei der Vorbereitung auf die MPU gibt es in der Teestube schon seit langem, allerdings mit Unterbrechung. Wegen der anhaltenden Nachfrage hat die Einrichtung das Angebot jetzt wiederbelebt: Anne Sembritzki, Ute Carstens und Kirsten de Vries sind angetreten, um die Arbeit im Sinne des bereits vor einiger Zeit verstorbenen Peter Meyer weiterzuführen. Der, so de Vries, „hat diese Gruppe mehr als zehn Jahre sehr erfolgreich geleitet.“

Dabei richtet sich dieses Angebot ausschließlich an Betroffene, die wegen ihres Konsums von Alkohol oder anderen Suchtmitteln wie Tabletten oder Cannabis ihren Führerschein verloren haben und sich einer MPU stellen müssen. „Neben anderen Auflagen, die amtlicherseits gemacht werden können, bekommen diese Personen auch immer die Anregung, vor der MPU ein Selbsthilfe-angebot wahrzunehmen. Und das halten wir vor, und zwar kostenfrei“, betont Carstens.

Daß Alkohol oder Suchtmittel am Steuer kein Kavaliersdelikt sind, machen die drei Leiterinnen noch einmal ganz deutlich. Wer betrunken hinter dem Lenkrad oder unter Umständen auch auf dem Fahrradsattel sitzt, gefährdet nicht nur sich selbst, sondern vor allem auch andere in besonderer Weise. Das sorgt für ernsthafte Zweifel an der Fahreignung, und genau die wird durch die MPU begutachtet. Weil es in der Konsequenz sehr wichtig ist, hier so genau und verläßlich wie möglich urteilen zu können, „gibt es ein engmaschiges Auflagensystem, das die Betroffenen durchlaufen müssen, um am Ende erneut die Chance auf den Führerschein zu bekommen. Die MPU ist also keine Schikane“, weiß de Vries. So dauert es mindestens ein Jahr, in dem man bis zur MPU auch seine Abstinenz nachweisen muß. Erste-Hilfe-Kurs und Sehtest gehören ebenfalls dazu. Und zusätzliche Fahrstunden können auch verordnet werden. „In diesem Mosaik ist die Selbsthilfe ein Stein“, meint Sembritzki. Dabei ist die Wahrnehmung eines solchen Angebotes nicht verpflichtend, aber mehr als empfehlenswert: „Die meisten sehen das zunächst anders, gehen unvorbereitet in die MPU - und scheitern. Sie kommen dann leider erst danach zu uns“, so Carstens.

Auf diese Weise setzen die Betroffenen nicht nur mal eben rund 1.500 Euro in den Sand, was eine MPU mit allen sonst noch in diesem Rahmen anfallenden Summen schnell kosten kann. Sie verabsäumen es auch, sich mit dem eigenen Verhalten auseinanderzusetzen, was dem Psychologen bei der MPU nicht verborgen bleibt. Dort nämlich geht es nicht nur um die körperliche Verfassung, Reaktionsfähigkeit oder Alkohol- und Drogenabstinenz, sondern auch um ein ausführliches Gespräch mit einem Psychologen: „Und in diesem Gespräch muß der Betroffene ehrlich und authentisch sein, denn der Experte merkt sehr schnell, wenn er belogen wird“, erläutert de Vries. Es sei also unbedingt nötig, bei der Wahrheit zu bleiben. Das sei für viele nicht leicht, auch deshalb, weil sie sich vor diesem Gespräch fürchteten: „Daher ist es für uns wichtig, den Leuten die Grundangst zu nehmen und die Situation durchzuspielen, woraus dann die ganze Gruppe lernen kann.“

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die ein solches Angebot wahrnehmen, so Carstens, „sind etwa zwischen 20 und 70, wobei Männer keineswegs eine deutliche Mehrheit stellen. Der Frauenanteil ist ungefähr gleichgroß. Nicht alle sind abhängig, zeigen aber möglicherweise ein ungezügeltes Trinkverhalten, auf das die Gruppe einwirken soll. Wir können die Leute nicht trockenlegen, möchten sie aber dahin bringen, eigenverantwortlich zu handeln und Alkohol im Straßenverkehr zu vermeiden, denn sie machen sich oft keine Gedanken über mögliche Konsequenzen ihres Handelns.“

In diesem Sinne geht es um die Reflexion des eigenen Suchtverhaltens, das Erkennen der Wirkung von Suchtmitteln auf das Verhalten im Straßenverkehr und um die Erarbeitung eines vernünftigen eigenverantwortlichen Umgangs mit dieser Thematik.

Wer in die Selbsthilfegruppe „G-A-S“ einsteigen möchten, kann einfach am Mittwoch, dem 3. April, um 19 Uhr vorbeikommen - oder auch später, denn die Gruppe trifft sich dann weiterhin mittwochs zur selben Zeit. Es ist aber auch möglich, im Vorfeld ein Einzelgespräch mit einer der Gruppenleiterinnen zu vereinbaren. Wer sich hier näher informieren möchte, kann sich entweder an die Teestube, Tel. (05191) 2222, oder an Kirsten de Vries, Tel. 0162-3334648, wenden.