Für alle, die zu viel Energie haben, sich für besonders „schlagfertig“ halten und ihre Kräfte messen wollen, steht im Soltauer Bahnhofsgebäude das passende Gerät zur Verfügung: der sogenannte „iBoxer“, den die Firma „Sisi‘s E-Kiosk“ dort aufgestellt hat. Der Boxautomat mit Münzeinwurf ist mit 130 Kilogramm ein Schwergewicht und lädt dazu ein, auf friedliche Art und Weise die Fäuste sprechen zu lassen. Wer dort „zulangt“, sieht auf einem großen Bildschirm, mit welcher Schlagkraft der Punchingball in die Waagrechte befördert wurde. Und wer sich an dem Automaten verausgabt hat, kann, wie auch unsportliche Bahngäste, einen der anderen Automaten des Aufstellers frequentieren. In diesen gibt es diverse Snacks und Getränke „to go“. Ärgerlich wird es, wenn Bahnhofsbesucher nicht das Verbrennen von Kalorien in den Mittelpunkt ihrer Handlungen stellen, sondern pyromanisch veranlagt sind. So wie der alkoholisierte Mann, der am 28. Januar gegen 22.40 Uhr im E-Kiosk zwei mit Müll gefüllte Kartons anzündete (HK berichtete).
Der 32-jährige Täter hing offensichtlich in den Seilen. Polizeibeamte griffen ihn in unmittelbarer Tatortnähe auf, gegen ihn wurde ein Strafverfahren wegen vorsätzlicher Brandstiftung eingeleitet. Der „Dopingtest“ ergab den Atemalkoholwert 1,23 Promille. Die Tat konnte dem zunächst Verdächtigen nachgewiesen werden, zumal die teuren Automaten per Video überwacht werden. Das zahlte sich in diesem Fall aus, wie der Inhaber der Firma „Sisi‘s E-Kiosk“, Seyf Sincar, berichtet: „Ein Sicherheitsteam hat den Täter sogleich ertappt. Glücklicherweise war auch die Polizei in der Nähe und konnte sehr schnell reagieren. Polizeibeamte haben die Flammen mit einem Feuerlöscher bekämpft und den Täter zügig gefasst. Wir haben auch eine Zeugin, die das Ganze beobachtet hatte. Die Feuerwehr aus Soltau war ebenfalls schnell vor Ort und hat den Rauch mit einem speziellen Gerät aus den Räumen geblasen.“
Die Firma hat den E-Kiosk im August 2023 eröffnet, nach eigenen Angaben „den ersten Automatenkiosk im Heidekreis mit außergewöhnlichen Produkten aus dem Ausland“, darunter zum Beispiel auch die zwischenzeitlich stark gehypte Dubai-Schokolade. „Da viele Touristen nach Soltau kommen und mit der Bahn fahren, war der Standort für uns optimal. Wir haben den dunklen Bahnhof mit unserem E-Kiosk ein bisschen bunter gemacht“, so Sincar.
Auf das jüngst lodernde Feuer hingegen hätte er gern verzichtet, der bei der Brandstiftung entstandene Schaden sei ärgerlich. „Der Brandgeruch wurde bereits neutralisiert. Es ist eine Reinigung mit besonderen Chemikalien erforderlich, außerdem sind Malerarbeiten notwendig. Darum kümmert sich der Vermieter“, so der Firmenchef. Leider habe auch der rund 10.000 Euro teure Kaffeeautomat des E-Kiosks beim Brand etwas abbekommen und müsse wohl ausgetauscht werden: „Das muss jetzt noch mit der Versicherung geklärt werden.“
Laut Inhaber wird der E-Kiosk auch von vielen Schulkindern genutzt. Wegen der jungen Klientel gebe es dort keinen Alkohol. Für ihre „Filiale“ in Soltau plant die Firma, die mit einem Kooperationspartner einen weiteren E-Kiosk in Peine betreibt, die Aufstellung weiterer Automaten, die es so „weit und breit“ noch nicht gebe. Mehr will Sincar nicht verraten: „Das soll eine Überraschung werden.“ Es wird sich sicherlich um eine Idee handeln, die „zündet“, ohne Schäden zu hinterlassen.