Er war gewissermaßen da, ohne tatsächlich vor Ort zu sein: Hans-Jürgen Lange, seit vielen Jahren 1. Vorsitzender der Soltauer Interessengemeinschaft Handel und Gewerbe (IHG), konnte dieses Mal krankheitsbedingt nicht an der Jahreshauptversammlung der örtlichen Gewerbetreibenden teilnehmen. Doch auch in Abwesenheit verbreitete er Aufbruchsstimmung: Sascha Lühr, der als stellvertretender Vorsitzender am vergangenen Mittwoch durch den Abend führte, gab Langes Worte aus einem Brief an die gut 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Sitzung weiter. In seinem Schreiben appellierte der IHG-Vorsitzende, trotz schwieriger Umstände nicht den Kopf in den Sand zu stecken: „Die wirtschaftlichen und politischen Verwerfungen der letzten Jahre haben uns vor große Aufgaben gestellt, aber mit unserer Grundeinstellung, unserem Mut, Engagement und Kreativität sowie der eigenen sozialen Verantwortung haben wir Wege gefunden, uns weiterzuentwickeln“, so Lange. Bei den anstehenden Vorstandswahlen wurde er zudem im Amt bestätigt – ebenso wie Lühr als Stellvertreter und Uwe Petzolt als Kassenwart. Neben den üblichen „Regularien“ einer Jahreshauptversammlung gab es für die Anwesenden zudem noch Sachstandsberichte und Ausblicke in Sachen Soltau-Card und Vorhaben der IHG sowie zum laufenden Umbau des Fachmarktzentrums Almhöhe.
„Zur Zeit gibt es viele parallel laufende Projekte, die die Zukunft unseres Lebens-und Arbeitsumfeldes hier in Soltau maßgeblich beeinflussen werden“, blickte Lange auf aktuelle Einwicklungen in der Böhmestadt. Probleme gebe es hier wie andernorts viele, Patentrezepte hingegen keine mehr. Das betreffe nahezu alle Unternehmen – „egal welche Branche, egal welche Größe.“ Doch der IHG-Vorsitzende möchte gegensteuern: „Daher ist es umso wichtiger, dass wir uns und der Region treu, aber auch innovativ bleiben.“ Dabei gelte es, einen besonderen Fokus auf die Soltauer Fußgängerzone mit ihrem Umfeld zu legen: „Wenn wir keinen solchen ‚Marktbereich‘ mit Handel, Gastro, Kunst und Schönem haben, warum sollen dann Touristen Soltau besuchen? Leere Innenstädte haben die meisten schon zu Hause.“ Langes Appell: „Das Kleinod Innenstadt müssen wir pflegen.“
Doch Aufmerksamkeit brauche auch der Bereich außerhalb des direkten Ortskerns: „Wenn wir kein modernes Flächenangebot für Fachmärkte mit guter Pkw-Anbindung bieten, warum sollen alle umliegenden Heidjer nach Soltau kommen? Dieser wertvolle Mix wird dafür sorgen, dass Soltau als Arbeits- und Wohnort interessant bleibt. Und mit wachsender Bevölkerungszahl und steigenden Steuereinnahmen können wir Leuchttürme wie die Soltau-Therme, Eisbahn, Sommer-Kino und andere wertvolle Einrichtungen unterstützen. Daher setzen wir uns für unsere beiden Soltauer Quartiere ‚Innenstadt‘ und ‚Almhöhe‘ ein und werden mit dem Designer Outlet Soltau (DOS) partnerschaftlich kooperieren.“
Auf einen der Standorte am Rande der Stadt ging Lühr näher ein, nämlich das Fachmarktzentrum (FMZ) im Gewerbegebiet Almhöhe: Der Komplex – aktuell mitten in der Umbauphase – „ist ein Standort, den wir schmerzlich vermissen“, so der stellvertretende Vorsitzende. Aber nun werde es langsam, und zwar aus dem FMZ „Soltauer Alm“ das Einkaufszentrum „VEGA Soltau“, freute sich Lühr.
Ein Update zum Stand der Umgestaltung gab Taner Kenar, Leiter Asset Management Deutschland der NATA Germany Immobilien GmbH. Das Unternehmen mit Sitz in Nürnberg, das den Komplex Ende 2020 gekauft hat, nimmt tiefgreifende Änderungen in der Aufteilung und Struktur vor, hat gleichzeitig aber zahlreiche neue und bekannte Betriebe für das Zentrum gewinnen können (HK berichtete). „Aus einst zehn bis 15 Mietern haben wir nun 30 gemacht“, so Kenar, darunter Rewe als Lebensmittelhändler und die Drogeriekette Müller als die beiden flächenmäßig größten Geschäfte. Der Zeitplan sei allerdings ins Wanken geraten: „Wir hätten nicht gedacht, dass es so schwierig werden würde. Ein Neubau wäre einfacher gewesen.“ Die größten Probleme bereiteten die Arbeiten auf der alten Kauflandfläche: „Diese haben wir quasi komplett seziert.“ Das „Aufschneiden“ sei nötig, um dort einen zweiten Gang einzuziehen, in dem sich die Läden aneinanderreihten. „Auch wenn es aktuell eher schrecklich aussieht“, so Kenar, „wird es nach dem Umbau und mit einem tollen Farbkonzept richtig schön.“ Noch im November plane Deichmann seine Wiedereröffnung, „im Mai 2024 hoffen wir, die Fläche an Rewe übergeben zu können, und voraussichtlich im Juni/Juli möchten wir die komplette Eröffnung feiern.“ Ob dieser Zeitplan eingehalten werden könne, „können wir allerdings erst im März zusagen.“
Ein Datum, das bereits feststehe, gab Lühr bekannt: „Die Jahresauftaktveranstaltung der IHG startet am 10. Januar um 19 Uhr in der Bibliothek Waldmühle.“ Dort werde es um den Jahresmarketingplan mit Aktivitäten der Stadt und der IHG gehen, weitere Themen sollen unter anderem ein monatlicher Stammtisch mit Infos und Vorträgen sowie eine Infobörse rund um Ausbildung, Finanzierung und Finanzierung sein.
Ein weiterer wichtiger Punkt laut Lühr: die Soltau-Card. „Sie läuft weiter und sie wird auch weiter gepusht und bearbeitet. Allein dieses Jahr gab es mehr als 17.000 Transaktionen, über 1,47 Millionen Punkte sind aufgebucht und 1,88 Millionen eingelöst worden, der Gesamtumsatz betrug gut 14,35 Millionen Euro. 2024 wollen wir es möglich machen, die Soltau-Card über die Smartphone-Wallet – also die elektronische Brieftasche – auf dem Handy laufen zu lassen. So hat man die Karte immer dabei.“