Landrat zu Besuch bei den „Bleiläusen“

Immaterielles Kulturerbe: Jens Grote besichtigt Ausstellung in der „Erlebniswerkstatt Buchdruck-Museum Soltau“

Landrat zu Besuch bei den „Bleiläusen“

Landrat Jens Grote war kürzlich zu Besuch bei den „Bleiläusen“ in der Böhmestadt und machte sich in den Räumlichkeiten der Erlebniswerkstatt Buchdruck-Museum Soltau e.V. ein Bild von der dortigen Ausstellung. Und das Oberhaupt des Heidekreises brachte dabei auch selbst Buchstaben aufs Papier: „Den eigenen Namen mit Bleilettern gekonnt in eine Urkunde gesetzt und auf Büttenpapier in strahlendem Violett gedruckt – nachdem Landrat Grote das gelungen war, kann sich das Immaterielle Kulturerbe des Buchdrucks in unserer Region einmal mehr über Zuspruch freuen“, freuten sich die „Bleiläuse“ über den Gast.

Der ließ sich mit großem Interesse und zwei Stunden Zeit alle Bereiche des neuen Museums zeigen: Im Setz-Bereich lernte Grote neben der Entstehung und den Formen der Schrift auch die „bewegliche Letter“ kennen – die revolutionäre Erfindung des Mittelalters, um Inhalte zigfach zu vervielfältigen. „Dieses Wissen ist Teil der farbenfrohen Bildergalerie, die alles Wesentliche über den Buchdruck zeigt“, erläuterten die „Bleiläuse“.

Der Landrat hakte anschließend zu einer der Leinwände nach: „Was ist die B 42?“ Damit traf er punktgenau die vor Jahren gestellte Eine-Millionen-Euro-Frage bei Günther Jauch. „Es ist die berühmte von Gutenberg gedruckte Bibel mit 42 Zeilen pro Seite“, konnte ihn „Ober-Bleilaus“ Reinhard Riedel schnell aufklären. „Von den damals rund 180 Stück existieren nur noch 49.“ Riedel ist 1. Vorsitzender des gemeinnützigen Museumsvereins und gelernter Schriftsetzer.

Durch den voll funktionsfähigen Druck-Bereich führte die „Vize-Bleilaus“ des Vereins, Fritz van Rechtern, früher mit eigener Druckerei und jetzt im Ruhestand. An der alten Kniehebelpresse von 1845 durfte der Gast den Pressbengel betätigen: „Das ist der Knüppel, der den oberen Teil der Maschine nach unten bewegt und dadurch den Druck aufs Papier erzeugt. Die körperlichen Mühen der damaligen Arbeiter waren schnell nachvollzogen“, erklärten die „Bleiläuse“. Was für eine Erleichterung, als rund 70 Jahre später, der „Original Heidelberger Tiegel“ entwickelt wurde: „Ein Wunderwerk der Technik, weltweit genutzt, bei dem bis zu 4.000 Blatt pro Stunde durchliefen“, erklärte van Rechtern das Museums-Exemplar aus den 1950er Jahren.

Den Veranstaltungsbereich in den Räumlichkeiten erläuterte „Bleilaus“ Renate Gerstel: „Hier stellen Schulklassen und Besuchergruppen eigene Druckformen her. Außerdem finden Vorträge, Lesungen, und Konzerte statt. Der Bereich hat eine kleine Küche und wird für wöchentliche Vereinstreffen und für kleine Besucher-Feiern genutzt.“

Neben den drei öffentlichen Förderungen durch die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, „LEADER Hohe Heide“ und den Lüneburgischen Landschaftsverband gab es auch Geld von der „Aktion Mensch“ für ein Bodenleitsystem und die Beschriftung der Setzkästen mit Blindenschrift. „Mitgliedsbeiträge, Spenden und ein kleiner Zuschuss der Stadt müssen für die laufenden Kosten reichen. Wer mit uns Immaterielles Kulturerbe voranbringen möchte, ist willkommen.“ Der Verein hat zurzeit etwa 120 Mitglieder und freut sich auf weitere. „Passive sind so wichtig wie aktive“, verweist Gerstel auf die Website www.buchdruckmuseum-soltau.de.

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