„Licht aus, Spot an!“ – so lautete der legendäre Ausruf von Moderator Ilja Richter in der Kultsendung „disco“, der Anfang der 70er Jahre mit dem im TV präsentierten Musikprogramm im Sturm die Jugend eroberte. „Licht an!“ heißt es dagegen mehr als 50 Jahre später in der Böhmestadt, wobei die Stadt Soltau ein Feuerwerk nicht nur für die Jugend abbrennen wird, sondern für alle Generationen. Es steht wieder auf dem Programm, das traditionelle Lichterfest, das sich mit seiner stimmungsvollen Atmosphäre, seinem gastronomischen Angebot und dem Musik- und Showprogramm an Jung und Alt gleichermaßen richtet. In diesem Jahr allerdings wird das fröhliche Fest im Böhme-Familienpark erstmals und probeweise gleich an zwei Tagen gefeiert. Während es am Freitag, dem 1. September, ab 19 Uhr unter dem Motto „Lichtkunst trifft Dichtkunst“ bei freiem Eintritt und ohne gastronomisches Angebot noch etwas ruhiger zugehen wird, gibt es am 2. September ab 19 Uhr das „volle Programm“. Dann wird auch Eintritt erhoben. Eine weitere Neuheit: das neue Pfandbechersystem der Stadt Soltau feiert Premiere.
Nach der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Tristesse hatten Bürgerinnen und Bürger erheblichen Nachholbedarf, was Feste, Feiern und kulturelle Veranstaltungen angeht – auch in Soltau. Das war ganz besonders beim Lichterfest zu beobachten, wie Bürgermeister Olaf Klang berichtet. Er selbst machte im vergangenen Jahr an einem der Eingänge rund zwei Stunden „Kassendienst“ und bekam den Andrang daher hautnah mit. „Es gab lange Schlangen – und im Böhmepark waren so viele Leute, man hat kaum noch den Rasen gesehen“, so der Bürgermeister.
Angesichts der Fülle von Besucherinnen und Besuchern habe es damals bereits erste Anfragen gegeben, ob die Stadt das Geschehen nicht wieder „etwas ruhiger“ gestalten könne, erklärt Klang: „Wir haben uns deshalb zusammengesetzt und überlegt, was wir machen können.“ Weil die Ausrichtung des Festes hohen Aufwand erfordere, zum Beispiel das Aufstellen des rund 500 Meter langen Bauzaunes, sei die Idee entstanden, die Veranstaltung auf zwei Tage auszudehnen. „Wir wollen das Ganze entzerren“, fügt Fachbereichsleiter Andreas Witt hinzu. Und weil die Aktion „Lichtkunst trifft Dichtkunst“ in Corona-Zeiten sehr gut angekommen sei, gebe es nun den Freitag vorneweg. Dabei solle der erste Abend bei freiem Eintritt zur Veranstaltung der leiseren Töne werden.
Und das ist geplant: Buden und Stände haben geschlossen. Die Kassenbereiche an den Eingängen werden zwar schon aufgebaut, aber eben nicht besetzt sein. Auf stimmungsvolle Beleuchtung im Park muss nicht verzichtet werden. Auch die Bilder aus flackernden Teelichtern in bunten Gläsern, aufgestellt von den Schulen und Kindertagesstätten, werden bereits am 1. September zu sehen sein. Der Schwerpunkt liegt an diesem Abend auf dem Bereich „Lichtkunst trifft Dichtkunst“. Hier werden wieder traditionelle und moderne Gedichte akustisch präsentiert, kombiniert mit künstlerisch gestalteten Lichtinstallationen. Ohne den restlichen Trubel lassen sich letztere noch entspannter genießen. „Sie sind auch beliebtes Motiv vieler Profi- und Hobbyfotografen, die die Motive so vielleicht in ruhigerer Atmosphäre besser fotografieren können“, so Ulrike Hennings vom Veranstaltungs- und Eventmanagement der Stadt Soltau. Zum etwas ruhigeren Charakter des ersten Festtages passt hervorragend eine ganz besondere Uraufführung, zu der der Kulturverein Soltau am Freitag einlädt. Das Publikum erlebt den Klassiker „Die Reise zum Mond“ von Georges Méliés mit einer eigens von Jürgen Heusler und Sönke Klegin von der Heidekreis-Musikschule komponierten Stummfilmmusik (HK berichtete). Ein aus 14 Profis bestehendes Ensemble, dirigiert von Anke Heusler, wird zwei Aufführungen präsentieren – und zwar um 19.30 und 20.30 Uhr in der Bibliothek Waldmühle. Der Eintritt ist frei.
Am Samstag wird Bürgermeister Olaf Klang dann um 19 Uhr auf der Bühne in der Nähe der Ernst-August-Straße den zweiten Tag des Lichterfestes, sozusagen den regulären Teil, eröffnen. Auf vier Bühnen wird es Live-Musik geben, Stelzen-Walk-Acts werden auf dem Areal unterwegs sein, die Lichterbilder der Kitas und Schulen auf dem Rasen des Parks flackern. Zudem dürfen sich Besucherinnen und Besucher auf Trampolin-Akrobatik, Artistik, eine „Light-Party“ für Kinder, eine Familien-Zaubershow sowie ein „Menschliches Orchester“ freuen. Am Lagerfeuer können Kinder Stockbrot backen, weit entfernt von dem Flammen zeigt ein Eisschnitzer sein Können. Die „Leuchtenden Fontänen“ werden zwar nur alle zwei Jahre angeboten, eine Licht- und Wassershow steht dennoch auf dem Programm. Krönender Abschluss sind die Feuerwerksmusik von „United Winds“ und das sich daran anschließende Höhenfeuerwerk. Im vergangenen Jahr ist es wegen der Trockenheit ausgefallen, die Veranstalter hoffen, dass es in diesem Jahr den Himmel über dem Park erhellen wird.
Das etwas erweiterte gastronomische Angebot reicht von Flammkuchen über Fischbrötchen bis hin zu Schmackhaftem vom Grill und Zuckerwatte. Was Durstlöscher angeht, so gibt es eine Premiere: Erstmals werden in Soltau die mit Mitteln aus dem Sofortprogramm „Perspektive Innenstadt“ beschafften Mehrweg-Trinkgefäße aus Hartplastik eingesetzt. 5.200 Becher, bedruckt mit der Althäuserfassade und dem Schriftzug „Stadt Soltau“, stehen zur Verfügung. Jedes Exemplar ist mit zwei Eichstrichen versehen, nämlich 0,3 und 0,4 Liter.
„Wir haben die Buden- und Ständebetreiber ins Boot geholt – und alle waren angetan von dem Projekt“, berichtet Innenstadtkoordinatin AnneMarie Niemeyer. Alle Kaltgetränke werde es in diesem Becher geben, wobei ein Pfand von zwei Euro erhoben werde. Eine Ausnahme gebe es lediglich bei Sekt und Wein, der jeweils weiterhin in Gläsern ausgeschenkt werde. „Der Vorteil für die Besucherinnen und Besucher ist, dass der Pfandbecher überall abgegeben werden kann, dass man nicht mehr zum Stand, an dem man das Getränk gekauft hat, zurückgehen muss“, so Niemeyer.
Auch für die Getränkestandbetreiber bringt das Pfandbechersystem Vorteile mit sich. Sie melden der Stadt zuvor, wie viele Becher sie brauchen und geben sie nach der Veranstaltung wieder ab. Um „Endreinigung“, Trocknung und Einlagerung kümmert sich die Stadtverwaltung. Größter Gewinner ist natürlich die Umwelt. Und auch aus Sicherheitsaspekten ist zu begrüßen, dass keine Gläser auf dem Festgelände die Runde machen. Nach dem Lichterfest soll mit allen Beteiligten Bilanz gezogen werden, ob sich das Konzept bewährt hat.
Ein Testballon ist auch die Erweiterung des Licherfestes um einen zusätzlichen Tag. „Wir werden sehen, ob das funktioniert und wie es angenommen wird“, so Andreas Witt. Am Eintrittspreis und der 20-Prozent-Emäßigung im Vorverkauf sei ganz bewusst nichts verändert worden: „Wir möchten, dass das Licherfest für alle erschwinglich bleibt.“