Museumsgütesiegel für Soltauer Einrichtungen

Spielmuseum und Felto-Filzwelt unter den 15 zertifizierten Häusern

Museumsgütesiegel für Soltauer Einrichtungen

Das Spielmuseum hat es bereits zum dritten Mal erhalten, für die Filzwelt Felto war eine Premiere: Für beide Soltauer Einrichtungen gab es kürzlich das Museumsgütesiegel. Auch wenn sich dieser Zertifizierungsprozess nur bedingt mit einer TÜV-Abnahme beim Auto vergleichen lässt, so gibt es doch Parallelen: „Wie eine TÜV-Plakette gilt das Gütesiegel zeitlich begrenzt: Es wird für sieben Jahre verliehen“, erklärt Dr. Antje Ernst, die zusammen mit Mathias Ernst die Auszeichnung für Spielmuseum und Filzwelt entgegennahm. Die Museumsleiterin und ehrenamtliche Stiftungsdirektorin und der ehrenamtlicher Stiftungsdirektor waren keinesfalls allein bei dieser „TÜV-Prüfung“: Vertreterinnen und Vertreter von insgesamt 15 Museen aus ganz Niedersachsen hatten sich im Fürstensaal des Lüneburger Rathauses versammelt, um ihre Zertifizierung zu bekommen. Professor Joachim Schachtner, Staatssekretär im Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur, verlieh das bis 2029 gültige Museumsgütesiegel an Institutionen aus ganz unterschiedlichen Bereichen.

Feierlich war die Atmosphäre, als sich kurz vor dem letzten Wochenende im März die Abgesandten der Museen im Lüneburger Rathauses zusammenfanden. Die Urkunden überreichte Dr. Schachtner gemeinsam mit Professor Dr. Rolf Wiese, Vorsitzender des Museumsverbandes für Niedersachsen und Bremen e. V., sowie Dr. Johannes Janssen, Stiftungsdirektor der Niedersächsischen Sparkassenstiftung. Auch Antje und Mathias Ernst hatten „Verstärkung“ mitgebracht: Professor Dr. Gunilla Budde, Kuratoriumsvorsitzende der Stiftung Spiel, und Horst Geißler, Aufsichtsratsvorsitzender der Felto-Filzwelt Soltau gGmbH, waren zusammen mit dem Ehepaar Ernst als Vertreter für Spielmuseum und Filzwelt in Lüneburg vor Ort. Gemeinsam freuten sie sich sehr über die Auszeichnung.

Um sie zu erhalten seien verschiedene Kriterien unter die Lupe genommen worden, erläutert Antje Ernst: „Um sich das Gütesiegel wieder zu verdienen, müssen Museen das Verfahren erneut durchlaufen. Dabei liegt ein besonderer Akzent auf Veränderungen und Weiterentwicklungen. 2014/2015 konnte das Spielmuseum das Siegel erneuern und hat es nun zum dritten Mal erhalten – erstmals gemeinsam mit der Felto.“

Das 2006 initiierte Zertifizierungsverfahren wird getragen vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur, der Niedersächsischen Sparkassenstiftung sowie dem Museumsverband für Niedersachsen und Bremen. Die Initiative verfolgt das Ziel, die Museen dabei zu unterstützen, ihr Angebot und ihre Arbeitsweise in einem Prozess der begleiteten Selbstevaluierung zu reflektieren und zu optimieren. Während der Teilnahme steht den Einrichtungen das umfangreiche Beratungs- und Schulungsangebot des Museumsverbandes zur Verfügung, das helfen soll, sich in allen musealen Bereichen weiterzuentwickeln. Ergänzt wird das Angebot durch Beratungsbesuche von unabhängigen Fachberatern. Seit der Initiierung konnte das Museumsgütesiegel bereits 176 Mal vergeben werden.

„2006 gehörte das Spielmuseum damals noch zu den Piloteinrichtungen, die diesen Prozess erstmals durchliefen: ein Jahr mit zahlreichen Fortbildungen, Reflexionsrunden, Konzepterarbeitungen, Fragebögen, Berichten, Expertenbesuchen, an dessen Ende 2007 eine Auszeichnung mit Urkunde und Plakette stand“, blickt Ernst auf den Beginn zurück.

Was es mit dem Museumsgütesiegel auf sich hat, erklärt die ehrenamtliche Stiftungsdirektorin: „Das Verfahren hat den Anspruch, die Qualität in allen Bereichen der Museumsarbeit zu prüfen. Die Richtschnur bilden die Standards des Deutschen Museumsbundes und des ‚International Council of Museums‘. Dabei geht es nicht darum, alle Einrichtungen (von großen, staatlichen Häusern bis zu kleinen, ehrenamtlich geführten Einrichtungen) über einen Kamm zu scheren; vielmehr sollen unterschiedliche Rahmenbedingungen berücksichtigt und individuelle Profile herausgearbeitet werden. Herzstück des Verfahrens sind deshalb die kollegialen Fachberatungen bei ausführlichen Vor-Ort-Besuchen“, so Antje Ernst zum Verfahren.

Die 2015 eröffnete Filzwelt ist dabei viel mehr als „nur“ ein Museum: „Die Felto konnte sich stattdessen auch als sozio-kulturelles Zentrum mit breit gefächerten Veranstaltungen und Aktivitäten etablieren.“ Auch bei der zweiten Soltauer Einrichtung habe es laut Antje Ernst Veränderungen und Weiterentwicklungen gegeben: „Das Spielmuseum wurde um die Filiale in der Poststraße 15 erweitert, barrierefrei erschlossen und erhielt mit dem Fliegenden Klassenzimmer einen Raum für Museumspädagogik und vielfältige weitere Nutzungen. Die Sammlungsbestände konnten gezielt ergänzt und um bedeutende Zustiftungen erweitert werden, Kooperationsnetzwerke haben sich gefestigt und weiterentwickelt.“

Und weiter: „Für das Museumsteam bot das Gütesiegel die Herausforderung und die Chance, diese gewachsene, bunte Museumsspielwiese zu analysieren und das jeweils Besondere und das Verbindende zu reflektieren. Bei den offenen und intensiven Beratungsterminen vor Ort wurden Errungenschaften betrachtet, Verbesserungsmöglichkeiten ausgelotet und Zukunftsfragen diskutiert“, beschreibt Ernst den Prozess, der schließlich mit der „TÜV-Plakette“ gekrönt worden sei: „In ihrer Begründung für die einstimmig getroffene Gütesiegel-Entscheidung hob die Expertenkommission einige Punkte besonders lobend hervor, darunter die zentrale Bedeutung als Kultureinrichtung für Einheimische und Touristen, die hervorragende, vielfältig relevante Sammlung sowie die bauliche und konzeptionelle Qualität des Fliegenden Klassenzimmers.“

Bei der Übergabe der Zertifikate äußerten sich natürlich auch die Initiatoren der Auszeichnung zu deren Bedeutung und zum Vergabeverfahren: „Das Instrument des Museumsgütesiegels bietet den Museen Anlass zur Selbstreflexion und zur kritischen Hinterfragung einzelner Prozesse. Die Erfahrungen zeigen, dass die dadurch angestoßenen Maßnahmen langfristig wirken und somit eine dauerhafte Qualitätssteigerung erreicht wird. Erfreulich ist, dass fünf der ausgezeichneten Häuser dieses Verfahren bereits zum zweiten Mal, zehn Museen bereits zum dritten Mal durchlaufen haben. Diese hohe Zahl der ‚Rezertifizierer‘ belegt, dass das Gütesiegel die Museen in ihrer Arbeit stärkt und voranbringt“, so der Stiftungsdirektor der Niedersächsischen Sparkassenstiftung.

Der Staatssekretär im Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur ergänzt: „Die 15 ausgezeichneten Museen leisten einen wichtigen Beitrag zum kulturellen Leben in unserem Land. Das Museumsgütesiegel ist erwiesenermaßen ein erfolgreiches Instrument zur Profilierung der Museen in Niedersachsen und stärkt auf diese Weise ihre Sichtbarkeit. Es ist uns ein wichtiges Anliegen, die Qualität der Museen in unserem Land zu erhalten und nach Möglichkeit zu steigern.“

Übrigens fand die Übergabe der Qualitätsauszeichnung erstmals im Rahmen der Jahrestagung des Museumsverbandes für Niedersachsen und Bremen statt: „Die Einbettung der Verleihung in unsere Jahrestagung ist ein großes Zeichen der Wertschätzung“, so Wiese. Darüber hinaus hebt der Vorsitzender des Museumsverbandes für Niedersachsen und Bremen hervor: „Die ausgezeichneten Museen werden so in der Fachöffentlichkeit viel sichtbarer. Passend dazu fragt unsere diesjährige Tagung nach den Qualitäten von Museen. Gerade nach der Pandemie und angesichts der neuen Herausforderungen infolge der Energiekrise müssen Museen mehr denn je die Qualität ihrer Arbeit unter Beweis stellen.“

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