„Ein halbes Jahrhundert Miteinander, Fürsorge und Zuhause“ – unter diesem Motto feierte die Stiftung Haus Zuflucht in Soltau am Samstag, 5. Juli, ihr 50-jähriges Bestehen. Auf Bewohnerinnen und Bewohner, das Team der Einrichtung sowie Wegbegleiter und Freunde wartete ein Tag voller Begegnungen, Musik und angeregter Gespräche. Zahlreiche Buden und Stände, einige Darbietungen sowie ein Ballonkünstler und ein Kinderkarussell verwandelten das Areal des Alten- und Pflegeheimes in ein Volksfestgelände. Kinder, Erwachsene und Senioren nutzten die vielfältigen Angebote begeistert und feierten fröhlich gemeinsam. Bereits bei der Begrüßung sorgte „Schwester Salmonella“ von der Gruppe „Steptokokken“ aus Hildesheim für gute Laune. Mit diversen Spritzen sowie einer Spielzeug-Tragbahre im Haar und ihrem weißen Kittel mit der Aufschrift „Party-Ambulanz“ war sie ein Hingucker und begeisterte Jung und Alt mit wohldosierter Medizin-Musik-Comedy. Einmal mehr zeigte sich, dass Lachen gesund und Heiterkeit ansteckend ist.
Im Bereich der Pflege ist den Verantwortlichen und Beschäftigten der Einrichtungen angesichts vielfältiger Herausforderungen wohl nicht unbedingt zum Lachen zumute. Doch die Stiftung Haus Zuflucht stelle sich den immer neuen Aufgaben und sei dank kreativer Ideen und der Umsetzung zukunftsorientierter Maßnahmen gut aufgestellt, unterstrich Geschäftsführer Norbert Diekmann im Vorfeld der Feierlichkeiten. „Wir sind eine kirchliche diakonische Einrichtung – und es ist uns wichtig, dass dies auch erkennbar bleibt. Das ist in der heutigen Zeit nicht ganz einfach“, so Diekmann. In Sachen Pastoren sei Soltau „derzeit nur dünn besiedelt. Ich hoffe, dass sich das bald wieder ändert. Wir sind dankbar, dass es dennoch gelingt, regelmäßig Gottesdienste und Andachten zu halten.“ Fürsorge unter dem Kreuz der Kirche sei trotz oder gerade wegen „der politischen, finanziellen und sonstigen Herausforderungen“ ein hohes Gut und müsse dementsprechend spürbar sein, erklärte der Geschäftsführer: „Den Diskussionen um Ausbildung, die Gewinnung von neuen Fachkräften aus dem Ausland, Babyboomer und gesetzliche Anforderungen an Pflege mit all den Vorschriften und Hürden stellen wir uns“, konstatierte Diekmann: „Wir stehen wieder vor einem Wandel in der Pflege. Die Stichworte heißen Personalbemessung und Digitalisierung. Wieder wird alles, was wir kannten, komplett auf den Kopf gestellt. Ob es hinterher besser ist, bleibt abzuwarten.“
Einen stetigen Wandel gebe es im Bereich der Technik. Der Geschäftsführer nannte hier als Beispiel neue Dokumentationsprogramme, die Spracheingaben ermöglichen: „Wir müssen dafür sorgen, dass alle Möglichkeiten genutzt werden, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern.“
An Innovationen dieser Art war vor 50 Jahren noch nicht zu denken. Die Stiftung wurde unter dem damaligen Leitungspaar Günter (†) und Helga Viets ins Leben gerufen. Die Wurzeln gehen aber noch weiter zurück: 1930 wurde in Soltau am Rühberg das erste Altenheim unter kirchlicher Trägerschaft eröffnet. 1950 gab es schließlich das erste „Haus Zuflucht“ an der Lüneburger Straße 130. Die Stiftung Haus Zuflucht wurde am 1. Juli 1975 gründet. Die beiden Kirchengemeinden Luther und St. Johannis brachten seinerzeit ihr Altenheim ein, um den Betrieb verwaltungstechnisch besser aufzustellen. Dieckmann nannte einige Meilensteine, darunter den Bau des Fichtenhauses im Jahr 2004, den Neubau des Glockenhauses 2012 und die Einrichtung der Tagespflege im Melanchthonhaus im darauffolgenden Jahr. Weiterhin den Bau der eigenen Wäscherei 2016 und des Pastorenhauses 2018 sowie die Einrichtung der Krippe für Kinder der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im vergangenen Jahr. „Die Krippenräume sind eingerichtet. Wir warten nun auf die Erlaubnis der Stadt, sie jetzt auch in Betrieb nehmen zu können. Eigentlich ein einfacher Verwaltungsakt“, so der Geschäftsführer.
Bereits im Jahr 2009 hatte die Stiftung Haus Zuflucht die Trägerschaft der örtlichen Diakoniestationen im Kirchenkreis Soltau gGmbH übernommen und diese strukturiert weiter ausgebaut, um auch die Versorgung im ambulanten Bereich zu gewährleisten. Die Geschichte der Stiftung und das Engagement der Gründer und aller Beteiligten kamen beim Jubiläumsfest im Festzelt vor zahlreichen Gästen zur Sprache. Nach einem von Superintendent Heiko Schütte geleiteten Gottesdienst würdigte Diekmann die Leistungen des Ehepaares Viets und seines Vorgängers Michael Aufmkolk sowie aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Kreisrätin Cornelia Reithmeier bezeichnete das Haus Zuflucht als „sicheren Hafen“ und „Ort voller Fürsorge, Engagement und gelebtem Miteinander.“ Hier werde den Bewohnerinnen und Bewohnern „nicht nur ein Dach über dem Kopf geboten, sondern ein Zuhause.“ Die Stiftung wirke im Heidekreis „innovativ gestaltend“ mit. Das Haus Zuflucht bringe sich aktiv in die Entwicklung der pflegerischen und medizinischen Versorgung im Landkreis ein und sei „ein wertvoller Praxispartner in der Gesundheitskonferenz im Heidekreis“, so die Kreisrätin.
„Manche Fußballvereine verschleißen in einer Saison drei Trainer, die Stiftung hatte in 50 Jahren nur drei Geschäftsführer“, lobte stellvertretender Bürgermeister Klaus Grimkowski-Seiler die Kontinuität im Hause. Zudem gebe es „eine hervorragende Zusammenarbeit mit der Stadt.“ Aufsichtsrat und Kuratorium sowie Geschäftsführer und weitere Verantwortliche im Haus Zuflucht hätten stets Weitsicht bewiesen und für eine positive Entwicklung gesorgt. Andreas von Felde, ebenfalls stellvertretender Bürgermeister, berichtete als Mitglied des Aufsichtsrates „eines der größten Arbeitgeber in Soltau“ von den komplexen Strukturen und den bürokratischen Hürden im Bereich der Pflege: „Aber es macht trotzdem Spaß.“