Nach wie vor klafft nach dem Abriss des Volksbank-Gebäudes im Herzen Soltaus eine Lücke im Stadtbild. Wann geht es denn nun endlich los mit dem Bau des neuen Komplexes? Das ist die Frage, die Volksbank-Regionalleiter André Pannier, Sprecher der Region Heidekreis, des öfteren gestellt wird, wenn er in der Böhmestadt unterwegs ist. Wie Pannier am vergangenen Montag im Pressegespräch berichtete, soll der erste Spatenstich im Frühjahr kommenden Jahres erfolgen. „Die Ereignisse überschlagen sich“, so der Regionalleiter. In Sachen Planung habe es Veränderungen gegeben. In der Tat: Der geplante Neubau an der Ecke Wilhelmstraße/Mühlenstraße rückt nun nämlich in den Hintergrund – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: Entgegen der bisherigen Planung wird das Gebäude, für das die Baugenehmigung bereits vorliegt, rund 15 Meter in Richtung Norden und somit nach hinten verschoben. Der Parkplatz mit rund 40 Stellplätzen, der sich eigentlich hinter dem Objekt befinden sollte, wird vor das Gebäude verlegt. Die Zufahrt wird auch künftig über die Mühlenstraße erfolgen.
Somit wird es vor der Volksbank „luftiger“, es entsteht zudem eine Freifläche für ein gastronomisches Angebot, die begrünt werden soll. Nach dem Abriss hatte es Impulse aus der Bevölkerung, gegeben, dass die neuen Sichtachse von der Fußgängerzone Richtung Böhmepark und der „freie Blick“ auf die schmucken Gebäude in der Mühlenstraße eine optische Aufwertung seien. „Diesen Impuls haben wir aufgenommen“, so Pannier. Mit der Idee, Gebäude und Parkplatz zu tauschen, habe man bei der Stadtverwaltung offene Türen eingerannt, zumal es im Zuge der Innenstadtsanierung Überlegungen gebe, die Fußgängerzone in die Mühlenstraße hinein zu verlängern.
Einen weiteren Vorteil hat die „Verschiebung“ des Gebäudes auch wegen des hohen Grundwasserstandes, „der uns“, so Pannier, „Kopfzerbrechen bereitet hat. Das Gebäude wird zwar keinen Keller haben, aber für die Gründung müssen wir ein Stück in die Tiefe gehen. Das ist eine gewisse Herausforderung. Und jeden Meter, den wir nach hinten gehen, werden die Bodenverhältnisse besser.“ Die Grundwasserabsenkung sei technisch geregelt – und dies werde durch die neue Lösung entlastet. Mit dem „Verrücken“ des Neubaus ist nun allerdings ein Bebauungplan erforderlich. „Wir wollen das Projekt im vereinfachten B-Plan-Verfahren möglichst in relativ kurzer Zeit realisieren“, so Pannier: „Wir hoffen auf einen Satzungsbeschluss bis Ende des Jahres.“
Abstand wurde von der Idee genommen, eine neue Straße zu bauen, um die Verkehrssituation zu entschärfen und gleichzeitig das Rathausquartier, also auch den Bereich der Mühlenstraße, besser zu erschließen. Diese Straße, die nur im Anfangsbereich auf städtischem Gelände, aber ansonsten auf Volksbankterrain gelegen hätte, sollte zwischen Böhme und Volksbank- Gebäude verlaufen, um im hinteren Bereich des Neubaus nach links abzuknicken und dann zur Mühlenstraße zu führen. Post- und Wilhelmstraße fallen allerdings in die Zuständigkeit der Landesstraßenbaubehörde mit Sitz in Verden. Diese habe die Böhmebrücke, wie Pannier berichtete, „als Sanierungsfall“ eingestuft. „Sie muß zwar nicht von heute auf morgen, aber irgendwann gemacht werden. Das sorgte für ein großes Fragezeichen bei der Straßenplanung“, erläuterte der Volksbank-Sprecher.
Zudem sei mit einer Verringerung der Verkehrsfrequenzen zu rechnen, wenn die Freudenthalschule zum neuen Standort an der Winsener Straße umgezogen sei. Und es sei offen, was die Umgestaltung des Rathausquartiers mit der möglichen Verlängerung der Fußgängerzone in die Mühlenstraße mit sich bringen werde. „Sollte die Mühlenstraße geschlossen werden, dann kann das nur im Einvernehmen mit uns geschehen“, unterstrich der Regionalleiter: „Es gibt Signale seitens der zuständigen Behörde, dass eine Zufahrt zum Grundstück von der Hauptstraße möglich wäre. Das ist planungsrechtlich gesichert.“
Apropos Planung: Das dem der Volksbank gehörende Gelände hinter dem entstehenden Neubau soll ebenfalls bebaut werden. „Wir haben uns mit der Verwaltung und der Politik ausgetauscht, um die Möglichkeiten zu erörtern“, erklärte Pannier. Dort könnten nach ersten Ideen und Anregungen Projekte wie „Innenstadtnahes Wohnen“ oder „Wohnen im Alter“ realisiert werden.
Denkbar seien Wohnungen in mehrgeschossigen Gebäuden und Wohnraum für selbstbestimmtes Leben im Alter, gegebenenfalls mit einer angeschlossenen Tagespflege. Dies seien freilich erste Ideen, hier sei nichts in Stein gemeißelt. „In diesen Bereichen sehen wir Bedarfe“, berichtete der Volksbank-Sprecher: „Uns war wichtig, das Bebauungsplanverfahren anzuschieben und in Politik und Verwaltung eine inhaltliche Diskussion anzustoßen. Im B-Plan-Verfahren wird sich ergeben, was zur Nähe zum Park paßt.“ Bis dahin dürften noch ein bis zwei Jahre ins Land gehen. Wichtig sei, dass das Ganze mit den Planungen der Stadt für diesen Bereich harmoniere. Zunächst aber werde der Neubau für die Volksbank selbst in den Fokus genommen.
Mehr als 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Geldinstitutes sollen im Erdgeschoss sowie darüber und im Dachgeschoss arbeiten. Das zweite Obergeschoss soll vermietet werden. Im Erdgeschoss soll es zudem ein gastronomisches Angebot wie zum Beispiel ein Café mit Außenplätzen geben, um den Bereich mit Leben zu füllen. Neben den Pkw-Stellplätzen soll es auch Abstellmöglichkeiten für Fahrräder, E-Bikes und Lastenfahrräder mit entsprechender Infrastruktur geben. Der Platz solle zu „einem attraktiven Ort für den Aufenthalt“ gestaltet werden, die „Cafésituation“ solle „auflockernd“ wirken. „Wir hoffen, dass wir im Frühjahr 2024, wenn es die Witterung zulässt, mit dem ersten Spatenstich beginnen können“, sagte Pannier. Anvisiert sei eine Fertigstellung bis zum ersten Halbjahr 2026. Seien die geplanten Baukosten ab 2022 zunächst gestiegen, „so geht es jetzt wieder in die richtige Richtung zurück“, so Pannier. Gerechnet werde mit Baukosten in Höhe von geschätzt zwölf bis 13 Millionen Euro. Ziel sei es, den „Hauptstandort mit Vollfunktion“ im Heidekreis zu stärken. Der zweite Standort im Dienstleistungszentrum an der Winsener Straße werde nicht etwa aufgegeben, sondern mit rund weiteren 30 Mitarbeitern genutzt.