An warmen Sommerabenden Blockbuster bei einem Picknick unter freiem Himmel schauen – das lockt in Soltau mittlerweile seit einigen Jahren immer wieder etliche Filmfans in den Böhmepark. Dabei entstand das Format einst eher aus der Not heraus: „Die Idee zum Sommerkino wurde in der Corona-Zeit geboren, weil Veranstaltungen im Freien unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt waren und das Soltauer Kino bereits geschlossen hatte“, blickt Ulrike Hennings von der Stadtverwaltung auf die Anfänge der Reihe zurück. Die geht nun in die nächste Runde, denn nach dem Start 2020 entwickelte sich das Sommerkino in der Böhmestadt zu einem erfolgreichen Konzept. Das setzt die Stadt Soltau nun mit der fünften Auflage fort und präsentiert wieder drei tolle und ganz unterschiedliche Filme: Den Start macht am 15. August die deutsche Produktion Wochenendrebellen, am 16. August geht es weiter mit Alles steht Kopf 2, der Fortsetzung des Animationsknallers, und zum Abschluss läuft am 17. August die Actionkomödie The Fall Guy.
Als der Fernseher in den 1950/60 Jahren das Wohnzimmer eroberte und damit immer mehr Menschen lieber zu Hause vor der heimischen „Flimmerkiste“ blieben, erlebte die Kinobranche einen immer stärkeren Besucherschwund. Darauf reagierten viele Lichtspielhäuser Anfang der 1970er Jahre mit dem Trend, die bis dahin üblicherweise noch großen Säle mit meist vielen Hundert Sitzplätzen in kleinere Einheiten zu zerstückeln, um so unter einem Dach mehrere Filme gleichzeitig zeigen zu können. Manche der Räume wurden schließlich so klein, dass sich der Begriff „Schachtelkino“ prägte. Heute nehmen manche Fernseher zwar fast die Größe der Leinwände einstiger „Schachtelkinos“ an – doch wahrhaft „großes Kino“ gehört einfach auf eine ganz große Leinwand.
Die misst beim Sommerkino in Soltau zwölf mal acht Meter und steht wie in den Vorjahren im Böhmepark auf der Wiese an der Mühlenstraße. Dort beginnt jeweils ab 20.30 Uhr der Einlass, die Filme starten dann bei Einbruch der Dämmerung. Auf der Veranstaltungsfläche können Besucherinnen und Besucher auf den bereitgestellten Stühlen Platz nehmen oder es sich auf selbst mitgebrachten Decken gemütlich machen. Passend zum Picknick-Feeling dürfen die Gäste sich auch mit eigenen Speisen und Getränke versorgen, denn vor Ort findet – bis auf Popcorn – kein Verkauf statt. „Sanitäre Anlagen sind in der Bibliothek Waldmühle geöffnet“, erklärt die Eventmanagerin der Stadt Soltau. Karten, so Hennings weiter, „gibt es ab sofort im Vorverkauf.“ Unter www.soltau-touristik.de/tickets können sich Interessierte online den Film ihrer Wahl aussuchen.
Die Reihe startet mit Wochenendrebellen, eine warmherzige Komödie mit Florian David Fitz als Vater, der versucht, mit seinem autistischen Sohn einen Lieblingsfußballverein zu finden. Im deutschen Film des Regisseurs Marc Rothemund aus dem vergangenen Jahr spielen unter anderem auch Aylin Tezel und Joachim Król mit. Zur Handlung: Mirco von Juterczenka ist Fußball-Fan, sein Lieblingsverein: Fortuna Düsseldorf. Und er hat einen zehnjährigen Sohn namens Jason. Der Junge ist Autist und hasst Massenaufläufe. Trotzdem machen sich Vater und Sohn jedes Wochenende auf ins Stadion. Ihre Erlebnisse haben die beiden in ihrem Buch „Wir Wochenendrebellen“ festgehalten, das von Marc Rothemund kinogerecht verfilmt wurde. Dabei ist es ihm gelungen, Unterhaltung und Tiefgang zu verknüpfen: Der zehnjährige Jason, gespielt von Cecilio Andresen, hasst laute Menschenmassen, liebt Routinen und strukturiert seinen Alltag mit festen Regeln.
Während sein Vater Mirco (Florian David Fitz) beruflich bedingt viel unterwegs ist, organisiert seine Mutter Fatime (Aylin Tezel) das fordernde Familienleben. Als Autist Jason sich in der Schule zunehmend auffällig zeigt und die Klassenlehrerin der Familie den Wechsel auf eine Förderschule empfiehlt, muss auch Mirco als Vater Einsatz zeigen. Er schließt einen Pakt mit seinem Sohn: Wenn Mirco ihm hilft, einen Lieblingsfußballverein zu finden, verspricht Jason, sich in der Schule Mühe zu geben und sich weniger provozieren zu lassen. Doch Jason will seine Wahl mit Sorgfalt treffen und sich erst für einen Verein entscheiden, wenn er alle 56 Mannschaften der ersten, zweiten und dritten Liga live in ihren jeweiligen Stadien gesehen hat. Dabei spielen wichtige individuelle Kriterien wie Maskottchen, Nachhaltigkeit, Rituale der Spieler und die Farben der Fußballschuhe eine wichtige Rolle für die Entscheidung des Zehnjährigen. Wochenende für Wochenende lassen Vater und Sohn somit auf ihren Reisen quer durch Deutschland die heimischen Routinen hinter sich und lernen dabei, einander besser zu verstehen ...
Nach Wochenendrebellen am Donnerstag, 15. August, geht es am Freitag, 16. August, quasi mit einem „Wunschfilm“ weiter – und den haben sich Zeitungsleser bei einer Online-Abstimmung ausgesucht: „Der Freitagsfilm ‚Alles steht Kopf 2‘ ist das Ergebnis einer Instagram-Umfrage der Böhme-Zeitung. Er konnte sich gegen ‚Chantal im Märchenland‘ und ‚Ghostbusters: Frozen Empire‘ durchsetzen“, erklärt die Eventmanagerin aus der „Fachgruppe 40 – Soltau City Service“ den Findungsprozess.
„Alles steht Kopf 2“ ist natürlich die Fortsetzung des oscarprämierten Meisterwerks aus der Pixar-Schmiede. Und wie schon im ersten Computeranimationsabenteuer sind auch hier wieder die bekannten Emotionen im Kopf von Hauptfigur Riley aktiv: „Freude“, „Kummer“, „Angst“, „Wut“ und „Ekel“ bekommen in Teil 2 allerdings Besuch von neuen Charakteren, als Riley ins Teenageralter und damit in die Pubertät kommt. „Zweifel“ und „Neid“ sowie „Ennui“ (französisch für „Langeweile“) und „Peinlich“ übernehmen schnell die Kommandozentrale der Emotionen – und sorgen dabei für chaotische Zustände. Zudem gerät Rileys behütetes „Ich“ ins Wanken und sie erlebt eine große Enttäuschung, weil ihre beiden besten Freundinnen eine andere Highschool besuchen wollen. Sie geht daher auf Drängen von „Zweifel“ auf Abstand und versucht, bei einem gemeinsamen Trainingswochenende Anschluss an die älteren Eishockeyspielerinnen um die von ihr bewunderte Val zu finden. Mit „Alles steht Kopf 2“ liefern die Filmemacher von Pixar und den Walt-Disney-Studios eine perfekte Fortsetzung ihrer ebenso erfolg- wie geistreichen Komödie aus dem Jahr 2015.
Auf einer 1980er-Jahre-Actionserie, nämlich Ein Colt für alle Fälle, basiert der dritte Film, der zum Abschluss der Reihe am Samstag, dem 17. August, im Böhmepark gezeigt wird: The Fall Guy bringt damit einen Helden aus dem „Pantoffelkino“ auf die große Leinwand und in die Neuzeit. Hollywood-Star Ryan Gosling verkörpert darin Stuntman Colt Seavers: In der US-amerikanischen Actionkomödie von Regisseur David Leitch arbeitet Seavers schon seit sechs Jahren als Double für den Filmstar Tom Ryder. Am Set zu dessen neuestem Streifen lernt Colt die Kamerafrau Jody Moreno (gespielt von Emily Blunt) kennen. Bald entflammt zwischen beiden eine Romanze – doch ihre Liebesbeziehung endet abrupt, als sich Seavers während eines Stunts schwer verletzt und sich daraufhin aus der Branche zurückzieht. Als er nach anderthalb Jahren für den Science-Fiction-Western „Metalstorm“ ins Filmgeschäft zurückkehrt, trifft Colt erneut auf Jody. In ihrem Regiedebüt wittert er die Chance, seine ehemalige Partnerin zurückzugewinnen – doch die gesamte Filmproduktion steht vor einem unerwarteten Problem, als Hauptdarsteller Tom Ryder spurlos verschwindet …
Im Programm des Sommerkinos ist somit für jeden Geschmack etwas dabei. Der nicht unerhebliche Aufwand, drei hochkarätige Filme auf die große Leinwand zu bringen, bedarf zahlreicher Helfer und Förderer – daher präsentieren die Stadt Soltau die aktuelle Reihe zusammen mit dem hiesigen Rotary- und dem Lions-Club. Unterstützt wird die Veranstaltung zudem von den Stadtwerken Soltau. Und alles steht wieder unter dem Motto: „Stimmungsvoll, entspannt, unterhaltsam und einfach anders - Das Open Air Sommerkino in Soltau.“
Für das ist alles bestens vorbereitet. Doch einen Faktor – nämlich das Wetter – können die Organisatoren natürlich nicht beeinflussen. Hennings ist aber optimistisch: „Auf Regen folgt stets Sonnenschein. Die Veranstaltung findet bei jedem Wetter statt.“ Ihr Tipp, sollte die Witterung wechselhaft sein: „Bringen Sie sich bitte entsprechende Bekleidung mit.“