Wenn Schüler in den Weihnachtsferien und auch schon mal samstags vormittags in ihrer Freizeit mit Begeisterung an einem Schulprojekt arbeiten, dann ist das ein Zeichen, dass sie voll und ganz dahinterstehen. Und das war bei den vier angehenden Abiturienten David Bruner, Colin Held, Jonas Oevermann und Mika Schlüter, die das Gymnasium Soltau besuchen, der Fall. Die Schüler aus dem 13. Jahrgang haben im Rahmen ihres Seminarfachs in Eigenregie ein Erklärvideo zum Thema „Erneuerbare Energien“ erstellt, das künftig jüngeren Mitschülerinnen und Mitschülern im Unterricht gezeigt wird. Das Quartett konnte bei der filmtechnischen Erarbeitung auf das Greenscreen-Studio sowie das technische Equipment im Jugendbereich der Waldmühle zurückgreifen, profitierte hier von der Kooperation des Gymnasiums mit der Bibliothek. In letzterer präsentierten die Schüler am gestrigen Mittwoch auf großer Leinwand ihre „Produktion“, von der sich nicht nur Bürgermeister Olaf Klang „schwer beeindruckt“ zeigte.
Die Idee zur Umsetzung dieses Vorhabens in Kooperation hatte Lehrer Daniel Szredzinski, der bei einem Besuch der Waldmühle mit seinem Seminarfach anlässlich einer Veranstaltung des Gemeinsamen Bibliotheksverbundes (GBV) zum Thema Recherche in der Bibliothek mit dem medienpädagogischen Mitarbeiter des Waldmühle-Teams, Florian Wittig, ins Gespräch kam. Aus diesem Austausch wiederum resultierte das Projekt der vier Schüler. Im Seminarfach gehe es darum, die Schüler, die ein Studium anstrebten, auf das Schreiben einer Facharbeit und auf Projektarbeit vorzubereiten, berichtete Szredzinski. Im Mittelpunkt stünden dabei selbstständiges und eigenverantwortliches Arbeiten, das Erlernen wissenschaftlicher Denk- und Arbeitsweisen, die Einführung verschiedener Methoden und Arbeitsformen, die eigene Reflexion des Lernprozesses, die Arbeit im Team und die Erweiterung und Vertiefung der Kommunikationsfähigkeit. Das Erstellen eines Erklärvideos in Eigenverantwortung sei in diesem Kontext eine hervorragende Möglichkeit zur Schulung dieser Fähigkeiten. „Man lernt, wenn man neue Sachen macht. Und man lernt, wenn man Fehler macht. Die Schüler konnten selbstständig arbeiten mit einer Technik, die wir so in der Schule gar nicht haben“, erklärte Szredzinski.
Das berichteten auch Bruner, Held, Oevermann und Schlüter. Unisono waren sie beim Termin in der Waldmühle der Meinung, dass sie bei der Realisierung des Films nicht nur eine Menge gelernt hätten, sondern das Ganze auch viel Spaß gemacht habe.
Zunächst erarbeiteten die Gymnasiasten ein Konzept und schrieben ein Skript. Zum Sprecher, der durch den siebeneinhalbminütigen Film führt, wurde Jonas Oevermann erkoren. Die Schüler gestalteten das Intro und das Outro, erstellten Animationen und Grafiken und drehten eigene Sequenzen, die sie im Nachgang teilweise mit Animationen kombinierten. Für die reine Umsetzung haben die „Filmemacher“ rund 30 Stunden benötigt, allerdings auch, weil sie mit der ersten Version nicht zufrieden waren. „Wir haben das ja vorher noch nie gemacht - und sind völlig unvoreingenommen an die Sache herangegangen“, sagte einer der Schüler. Versuch macht bekanntlich klug – und nach dem zweiten Anlauf waren alle mit dem Ergebnis zufrieden.
Im Film geht es, wie der Titel bereits verrät, um „Erneuerbare Energien“. „Unsere Welt hat ein Problem – den Klimawandel. Wie kann man es lösen?“ heißt es zu Beginn. Die Ursachen des Klimawandels werden kurz und knackig erläutert, unterfüttert mit Zahlen und Fakten. Auch die Folgen der Erderwärmung sind Thema, anschaulich dargestellt zum Beispiel mit Aufnahmen aus Überschwemmungsgebieten und vertrockneten Landschaften. Über die UN-Klimakonferenz in Paris im Dezember 2015 und das globale Ziel, die Erderwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter auf „deutlich unter“ zwei Grad Celsius zu begrenzen, geht es weiter zu den „Erneuerbaren“. Die vier Schüler zeigen in ihrem Lehrfilm, wie die Gewinnung von Energie durch Wasserkraft, Solartechnik und Windkraft hierzulande realisiert wird.
Die vier Gymnasiasten berichteten, dass die Nachbearbeitung mit dem Zusammenschnitt und der Vertonung am Computer die meiste Arbeit gemacht habe. Sie alle sind begeistert, dass sie zum Erstellen des Films nach einer Einweisung durch Wittig das Equipment in der Waldmühle nutzen konnten, aber auch, dass das Ergebnis ihrer Bemühungen fortan im Physikunterricht der Mittelstufe genutzt werden soll. Dort habe es bereits durchweg positive Resonanz gegeben, betonte Lehrer Szredzinski: „Der Film hat allen gefallen. Dabei kam besonders gut an, dass er von Schülern ‚ihrer‘ Schule erstellt worden ist.“
Die beiden Bibliotheksleiterinnen Anika Lüdemann und Ulrike Hennings sowie Wittig zeigten sich hocherfreut, dass die Kooperation mit dem Gymnasium Soltau Früchte trägt. Dies zeige beispielhaft die vielfältigen Möglichkeiten der Bibliothek Waldmühle als Lernort durch die in den vergangenen Jahren geschaffenen Bereiche und modernen Arbeitsmittel. Denn neben dem großen Angebotsportfolio an festen und angeleiteten Veranstaltungen sei die Waldmühle ein attraktiver Ort für Kinder und Jugendliche sowie Bildungs- und Kooperationspartner zur Realisierung offener Projektarbeit. „Die vorhandenen Möglichkeiten werden von den Kindern und Jugendlichen genutzt, um eigene Ideen und Projekte in einer zielgruppenorientierten Umgebung zu verwirklichen - sowohl im schulischen Kontext als auch in der Freizeit“, unterstrich der medienpädagogische Mitarbeiter. So werde das Motto „Produzieren statt Konsumieren“ mit Leben gefüllt. Dass sich das Konzept bewährt, hob auch Fachbereichsleiter Andreas Witt hervor: „Man sieht immer öfter andere Menschen hier. So können wir gern weitermachen.“
Mit ihrer Ausstattung und ihren Angeboten könne sich die Bibliothek Waldmühle weit über die Grenzen der Böhmestadt hinaus sehen lassen, unterstrich Bürgermeister Olaf Klang, der die Kooperation der Einrichtung mit dem Gymnasium ausdrücklich begrüßte. Vom Projekt der vier Gymnasiasten zeigte er sich beeindruckt. „Das Thema ist top“, lobte er die Schüler, sie hätten „tolle Arbeit“ abgeliefert.
Für das Waldmühle-Team ist die Kooperation mit dem Gymnasium so etwas wie ein Pilotprojekt. Nach den Sommerferien will sie mit dem Angebot „Kooperative Unterrichtsprojekte“ auch an die Oberschule herantreten.