Freudenthal-Preis geht nach Kalifornien | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Reinhard F. Hahn in den USA erhält Auszeichnung für plattdeutsches Werk

Freudenthal-Preis geht nach Kalifornien

Plattdeutsch mag regional geprägt sein, findet manchmal aber seinen Weg ‘raus in die weite Welt – und zwar dann, wenn jemand, der „Platt snackt“, auf der ganzen Welt zu Hause ist: Reinhard F. Hahn hat nach Stationen in Europa, Asien und Australien nun seine Zelte in Amerika aufgeschlagen und pflegt dort die niederdeutsche Sprache. Eines seiner Werke „up Platt“ begeisterte die Jury des Freudenthal-Preises so sehr, dass der Autor jetzt mit eben dieser Auszeichnung geehrt werden soll. Dafür muss der Freudenthal-Preis eine weite Reise antreten: Er geht in die USA, genauer gesagt nach Santa Barbara im Bundesstaat Kalifornien. Dort lebt Hahn, der übrigens schon zum zweiten Mal Preisträger der traditionsreichen „Trophäe“ aus der Heide ist.

„Der 66. Freudenthal-Preis für niederdeutsche Literatur geht nach Santa Barbara an Reinhard F. Hahn“, so das Votum der Jurorinnen und Juroren. Die tagten am vergangenen Wochenende im alten Soltauer Rathaus. Dort zeigte sich einmal mehr die Ausstrahlungskraft dieses traditionsreichen Literaturwettbewerbs: „Des Öfteren waren schon Autoren, die in den niederländischen Mundarten der ‚sassischen streken‘ schrieben, Gewinner des Freudenthal-Preises. Noch viel weiter weg lebt der diesjährige Preisträger Reinhard F. Hahn. Nach Aufenthalten in Israel, Australien und China ist sein Wohnsitz jetzt Santa Barbara in den USA“, so Dr. Wolfgang Brandes, 2. Vorsitzender der Freudenthal-Gesellschaft.

Die ehrt jetzt ein bestimmtes Werk des Autoren: „Für seinen Gedichtzyklus ‚Keen Weg, keen Torügg‘ wurde ihm der mit 2.500 Euro dotierte Freudenthal-Preis zuerkannt. Hahn hatte sich den Freudenthal-Preis bereits 1999 mit Hellmer Stumberg geteilt“, erläuterte Brandes. Die Jury konnte aber noch einen weiteren Preisträger verkünden: „Die mit 500 Euro ausgestattete Freudenthal-Auszeichnung ging an Hermann May aus Meppen. Er hatte sich mit unter dem Kennwort ‚Boomlöper‘ eingereichten Gedichten beteiligt.“

Der 1947 in Hamburg geborene Reinhard F. Hahn hat ein großes Interesse an Sprachen und interkultureller Kommunikation. Das schlägt sich nicht nur in seinem Studium der Sinologie und der asiatischen Kultur- und Sprachwissenschaft, sondern auch in der Befassung mit dem Niederdeutschen, der Sprache seiner Vorfahren, nieder. So hat er nicht nur eigene niederdeutsche Texte vorgelegt, sondern auch eine Übersetzung von Lewis Carrolls „Alice im Wunderland“ ins Niederdeutsche. Seine eingereichten Gedichte überzeugten die Jury, weil er in ihnen existenzielle Nöte sprachlich eindrücklich und überzeitlich erfasst habe. Von seinen Texten würden schicksalhafte Erfahrungen des Verlusts von Sicherheiten und Herkunftsorten aufgerufen. Hoffnungen erwiesen sich aber als Illusionen, so dass der Mensch auf der Welt ein „blinne Passageer“ bleibe und erkennen müsse: „Keen Weg, keen Torügg.“

Anders als die Kompaktheit der Gedichte Hahns vermittelten die Texte des 1954 geborenen ehemaligen Oberstudienrats Hermann May den Eindruck von „schmetterlingshaften Versen“, die nach Ansicht der Jury eine sprachlich federleichte Lyrik von Kraft und Musikalität schaffen würden. Vergänglichkeit, Tod und individuelle Verortungen fänden Ausdruck in kunstvollen, stark verdichteten Texten.

Die Verleihungen von Freudenthal-Preis und Freudenthal-Anerkennung werden nach Absprache mit Äbtissin Dr. Eva Gräfin von Westerholt am 30. September um 16 Uhr im Kloster Walsrode stattfinden. Die Akquise des Preisgeldes habe die Stadt Walsrode übernommen“, so Brandes. Er und seine Kolleginnen und Kollegen der Freudenthal-Gesellschaft haben den Hauptpreisträger natürlich eingeladen, doch der Weg von Kalifornien in die Heide ist wohl doch zu weit: „Herr Hahn soll aber in einer Video-Konferenz zugeschaltet werden“, so der 2. Vorsitzende. Und weiter: „Auch wenn der Autor nicht persönlich vor Ort sein wird, so plant doch seine hiesige Verlegerin, zur Preisverleihung zu kommen.“