„Spare in der Zeit, dann hast du in der Not“, sagt ein bekanntes Sprichwort. Mit Blick auf die Finanzen haben allerdings immer weniger Haushalte die Möglichkeit, sich Reserven anzulegen, zumal die exorbitant gestiegenen Energie- und Lebensmittelpreise dies in zunehmendem Maße erschweren. Das Wort Sparen wird aktuell ohnehin in erster Linie mit dem Wort Energie kombiniert. Das betrifft hierzulande auch Unternehmen und Einrichtungen des öffentlichen Lebens, die per Regierungsverordnung dazu angehalten sind, ihren Verbrauch zu reduzieren. Die Stadtwerke Soltau haben zu den ohnehin umgesetzten Energiesparvorkehrungen ein zusätzliches Maßnahmenpaket geschnürt, das im Wasserwerk, Klärwerk und Verwaltungsgebäude umgesetzt wird. In letzterem zum Beispiel wird die Zimmertemperatur in den Büros auf 19 Grad Celsius gesenkt. Auch in der Soltau-Therme werden Einsparpotenziale genutzt. In dieser wird zwar künftig niemand ins kalte Wasser springen müssen, jedoch gehört unter anderem eine Reduzierung der Öffnungszeiten der Sole und Sauna zu den Maßnahmen, die ab 15. Oktober dieses Jahres und voraussichtlich bis 31. März 2023 umgesetzt werden.
Stadtwerke-Geschäftsführer Jens Gieselmann und Therme-Betriebsleiter Ronny Dechau informierten am vergangenen Dienstagmittag in einem Pressegespräch über das, worauf sich die Besucherinnen und Besucher einstellen müssen. „Wir wollten dabei nichts übers Knie brechen“, betonte Gieselmann. Vielmehr hätten die Verantwortlichen die Therme-Mitarbeiter in den Erörterungsprozess eingebunden und hätten sich über das Chip-System genau angeschaut, zu welchen Zeiten am meisten Gäste kämen. „Im Kern ging es uns darum, das Angebot hier aufrechtzuerhalten für unsere Gäste, für die Schulen, Familien und Vereine. Wir hatten kein Bestreben, die Therme zu schließen“, betonte der Stadtwerke-Geschäftsführer.
Beim Ausloten der Einsparpotenziale sei es dabei um den Spagat gegangen, was man den Gästen auf der einen Seite zumuten könne und was auf der anderen Seite verhältnismäßig und zweckorientiert Energiekosten senke. Daher hätten sich die Verantwortlichen auch die Einsparmaßnahmen anderer Bäder angeschaut, insbesondere mit Blick auf die Reaktionen der Besucher. „Wir wollten wissen, was ankommt - und was nicht“, erklärte Gieselmann: „Uns war wichtig, unseren Kunden auch weiterhin in der Therme ein Wohlfühlambiente bieten zu können.“ Herausgekommen sei ein „gutes Paket“, mit „nicht so gravierenden“ Auswirkungen für die Nutzer des Bades. Grundsätzlich zeigten Gäste in der aktuellen Situation Verständnis: „Die Akzeptanz für Energiesparmaßnahmen ist da“, sagte der Chef der Stadtwerke.
Laut Dechau sind die Gäste allerdings besonders sensibel, was die Wassertemperaturen angeht. Das hatte das Therme-Team bereits Anfang August feststellen müssen, als die Temperatur des Schwimmerbeckens wegen eines defekten Wärmetauschers auf 23 Grad Celsius abgesunken war. „Das waren erste wichtige Erkenntnisse für uns: Wenn man die Wassertemperatur um mehr als ein Grad Celsius senkt, dann wollen die Leute nicht mehr zu uns kommen“, berichtete Gieselmann. Fühlten sich die Gäste bei der Wasser- und Raumtemperatur nicht mehr wohl, dann stimme auch das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht mehr. „Deshalb sind wir hier bei den Einsparungen mit sehr viel Augenmaß vorgegangen, um nicht in das Fahrwasser schlechter Stimmung zu geraten“, fügte Dechau hinzu. Konkret bedeutet dies, dass die Wassertemperatur im Schwimmerbecken bei 27 Grad Celsius bleibt, im Kinderbecken bei 34 Grad. „Wir wollen uns unsere Klientel unbedingt warm halten“, meinte Dechau augenzwinkernd. Gerade Kinder und Familien hätten in der Corona-Zeit erheblich gelitten: „Wir haben mindestens eine Schwimmgeneration verloren. Da gibt es erheblichen Nachholbedarf.“
Um lediglich jeweils ein Grad wird die Temperatur im Nichtschwimmerbecken auf 30 und im Springerbecken auf 26 Grad gesenkt. In der Sole bleibt in Sachen Wassertemperatur alles wie gehabt, frischer wird es künftig allerdings im Edelstahlbecken der Sauna, in dem die Temperatur von 23 auf 18 Grad reduziert wird. Ein erhebliches Maß an Energie wird bereits seit Dezember vergangenen Jahres eingespart, da damals das Sole-Außenbecken außer Betrieb genommen worden ist. Was die von Badbesuchern praktizierte „Vorher-Nachher-Reinigung“ angeht, so ist auch künftig keine „Katzenwäsche“ vonnöten, zumal an den Temperaturen der Duschen schon aus Gründen der Legionellenvermeidung nicht gedreht wird.
Änderungen gibt es im Bereich der Öffnungszeiten. Das Schwimmbad bleibe laut Gieselmann allerdings „schon aufgrund unserer gesellschaftlichen Verantwortung“ dienstags bis freitags von 6 bis 21 Uhr geöffnet sowie samstags bis montags, an Feiertagen und in den Ferien von 10 bis 21 Uhr. Sauna und Sole indes, bislang von 10 bis 22 Uhr zugänglich, öffneten ab 15. Oktober montags bis freitags jeweils erst ab 14 Uhr und bis 21 Uhr sowie samstags, sonntags, an Feiertagen und in den Ferien jeweils von 10 bis 21 Uhr. Die Reduzierung der Betriebszeiten in diesem Bereichen um rund ein Drittel werde „spürbare“ Einsparungen bringen.
Eine Reihe „sonstiger Maßnahmen“ rundet das Gesamtpaket ab (siehe Bericht unten). „Wir wollen kein Personal einsparen“, betonte Dechau: „Im Gegenteil, wir haben nach wie vor offene Stellen im Hause. Hier gibt es immer Arbeit, auch außerhalb der Öffnungszeiten.“ Die Maßnahmen erleichterten künftig die Dienstplangestaltung und ermöglichten „eine höhere Effizienz.“ Apropos Personal: „Alle Kolleginnen und Kollegen im Team arbeiten konstruktiv mit. Alle haben das Wohl des Bades im Blick. Es ist toll, wie sich das Personal einbringt“, lobte Gieselmann. Er hob hervor, dass es sich bei den bisherigen Vorkehrungen lediglich „um Sicherungsmaßnahmen“ handele - und nicht um eine Reaktion auf eine tatsächliche Gasmangelsituation. Sollte diese eintreten, dann stünden Stadtwerke und Soltau-Therme vor einer völlig neuen Herausforderung. Um künftig unabhängiger von solchen Entwicklungen sein zu können, behielten die Stadtwerke das Thema Tiefengeothermie weiter im Blick. Gieselmann: „Eine solche Lösung würde die Therme sofort unterstützen.“
Dampfbad und Whirlpool bleiben aus
Zusätzlich zu den reduzierten Öffnungszeiten der Sole und Sauna der Soltau-Therme ab 15. Oktober werden in der Badelandschaft diverse weitere Maßnahmen zur Energieeinsparung umgesetzt. So wird es sektorenweise eine Reduktion der Raumlufttemperatur im Verhältnis zur Beckentemperatur geben. Attraktionen wie Massageduschen und Sprudel sollen nur noch zu Kernzeiten von 10 bis 19 Uhr beziehungsweise 14.15 bis 19 Uhr, je nach Betriebsbeginn, laufen. Diese seien, so Therme-Leiter Ronny Dechau, „Energiefresser“.
Das Dampfbad in der Sole sowie der Whirlpool in der Sauna bleiben aus. Der Einsatz von Küchengeräten in der Gastronomie soll auf ein „betriebsoptimiertes Minimum“ reduziert werden. Statt fünf Pommes-Friteusen seien dann zum Beispiel nur noch zwei in Betrieb, so Dechau. Zudem wird die gesamte Beleuchtung einer Notwendigkeitsprüfung unterzogen. Hell bleibt es dort, wo es aus Sicherheitsgründen erforderlich ist. Indirekte Beleuchtung und die Werbebeleuchtung wird ausgeschaltet, die erforderliche Außenbeleuchtung mit Dämmerungsschaltern ausgestattet. Die Raumklimageräte bleiben ebenfalls aus.
Wie viele Kilowattstunden dank des Maßnahmenpaketes eingespart werden, kann Stadtwerke-Chef Jens Gieselmann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht genau sagen. Das Ganze werde jedoch dokumentiert und in ein bis zwei Monaten werde es dann entsprechende Zahlen geben.