Steigende Lebensmittel- und explodierende Energiepreise – da bleibt bei vielen am Monatsende immer weniger übrig im Portemonnaie. Das spüren auch die Tafeln, die seit Monaten einen anhaltenden Zulauf erleben. Doch bei einer Institution landete jetzt allerdings mehr „auf dem Tisch“, als erwartet – keine Lebens-, sondern Geldmittel: Die Kirche erhielt durch die vielen Überweisungen der Energiepauschale automatisch auch entsprechend mehr Kirchensteuern. „Die unerwarteten Mehreinnahmen sollen aber nicht im Säckel der Kirche landen, sondern wir möchten jene, die Hilfe brauchen, partizipieren lassen“, erklärt Heiko Schütte. Deshalb solle im Kirchenkreis Soltau, so dessen Superintendent, das Geld in die soziale Arbeit fließen: 36.700 Euro verteile der Kirchenkreis zu vier Fünfteln an die hiesigen Tafeln, ein Fünftel sei für die Einzelfallhilfe des Diakonischen Werks vorgesehen, erklärt Schütte Anfang der Woche beim Termin im Haus der Kirche in Soltau.
„Wir erleben aktuell verrückte Zeiten“, und in denen müsse man sich stärker miteinander solidarisieren, so der Superintendent beim Treffen mit den Leitern der Tafeln und Karin Böckmann vom Diakonischen Werk. So kämpften viele Tafeln ohnehin mit knappen Ressourcen, die gestiegenen Preise für Lebensmittel machten die Lage nicht besser, weiß Schütte. Die Evangelische Landeskirche Hannover habe nun beschlossen, ihre „unerwartete Sonderzulage“ an die Gesellschaft zurückzugeben. „Im Diakonieausschuss haben wir uns dann zusammengesetzt und überlegt, wie wir das Geld hier einsetzen können“, ergänzt Böckmann: „Und bei den Tafeln wird die Luft immer dünner, die Zulaufzahlen schießen in die Höhe.“ Das könnte sich in der kalten Jahreszeit noch steigern, fürchtet die Vertreterin des Diakonischen Werks: „Wir möchten die Menschen in diesem Winter nicht allein lassen.“ Die Summe solle gleichmäßig verteilt werden: Die Tafeln im Bereich des Kirchenkreises – also die Einrichtungen in Soltau, Munster und Hermannsburg sowie die Bispinger Ausgabestelle der Tafel Schneverdingen – erhielten laut Schütte je einen Anteil, der fallgerecht berechnet werde.
Und die Zahl der Fälle steige schon wie Angelika Schmidt-Falkenberg von der Hermannsburger Tafel informiert: „Die Anzahl von 120 Familien in der Woche, allein in Hermannburg, hat sich auf 247 Familien pro Woche erhöht.“ Dennoch seien die momentan vielen Flüchtlinge „immer nett und sehr hilfsbereit – und das lässt uns als Team gern weitermachen“, beschreibt Schmidt-Falkenberg die Motivation der Helfer in Hermannsburg.
In Soltau, „da knirscht es manchmal schon zwischen einzelnen Besuchern“, so Karl-Dieter Dehn, doch auch mit solchen Spannungen unter verschiedenen Gruppen könne das Team in der Böhmestadt umgehen, erklärt der Leiter der Soltauer Tafel. Die Versorgungssituation indes sei insgesamt einigermaßen entspannt: „Uns geht es noch vergleichsweise gut, und wir können noch alle bedienen und versorgen, die zu uns kommen.“ Das liege nicht zuletzt auch am großen Spendenaufkommen: „Mehrere Betriebe unterstützen uns, aber wir erhalten auch anonyme Spenden.“ Gleichzeitig sei das Team der Soltauer Tafel laut Dehn aber auch besorgt, wie sich die Lage im Winter wohl entwickeln werde: „Höhere Energiepreise könnten noch mehr Menschen zu uns kommen lassen, die bisher noch nicht da waren.“ Aktuell zähle die Einrichtung 350 registrierte Bedarfsgemeinschaften.
Rund 130 seien es in Munster, erläutert der Leiter der dortigen Tafel, Michael Klingbeil. Auch er ist optimistisch: „Wir sind noch zuversichtlich.“ Auch laufe der Betrieb dank vorgepackter Tüten und Digitalisierung „schnell und reibungslos.“
Etwas gemächlicher gehe es bei der Schneverdinger Tafel zu, die auch einen Ausgabepunkt in Bispingen versorgt, so deren Leiter Fritz-Peter Korte: Zwar käme sicher kaum jemand gern zur Tafel und viele koste es zudem Überwindung, diese Hilfe anzunehmen, „aber wir sind gleichzeitig auch ein Treffpunkt für Kommunikation und Austausch. So nutzen unsere Besucher die Wartezeit, um sich zu unterhalten, sich gegenseitig zu stützen.“