„MUT“ – diese Abkürzung steht für „Mädchen-und-Technik“. Und unter dieser Überschrift startete vor einigen Wochen an der Leibniz-Universität in Hannover Garbsen ein Kongress, bei dem die Organisatoren mit ihrem Programm speziell Mädchen die Möglichkeit bieten wollten, verschiedene Bereiche in den sogenannten MINT-Fächern (Mathematik-Informatik-Naturwissenschaften-Technik) kennenzulernen. 20 Schülerinnen der Oberschule (OBS) Soltau im Alter von 13 bis 16 Jahre nahmen in Begleitung von zwei Chemie- und Physik-Fachlehrkräften daran teil. Sie konnten einen Tag lang Uniluft schnuppern, zwischen 14 verschiedenen Projekten auswählen und sich in kleinen Gruppen unter kompetenter Anleitung selbstständig ausprobieren.
In einer Mitteilung fasst die Oberschule Soltau die Erfahrungen zusammen, die die Gruppe aus der Böhmestadt in Hannover gemacht hat. Dabei sei es nicht allein bei theoretischen Inhalten gebleiten: „So mussten zum Beispiel an einer Lötstation elektronische Bauteile auf einer Platine zu einer funktionierenden Einheit zusammengefügt werden. Mithilfe einer Miniaturpresse wurden die Automatisierung und der Vulkanisationsprozess erfahrbar gemacht – nebenbei konnte man seinen eigenen Radiergummi herstellen.“
Auch die Arbeit an Computer und Smartphone war Teil der Erfahrung: „Nach einer Einführung in die Programmiersprache Scratch, wurde diese bei der Gestaltung animierter Geschichten und Spiele angewendet. Mit dem eigenen Smartphone wurde über Optoelektronik ein Hologramm erzeugt“, so die Mitteilung der OBS. Und weiter: „Versuche mit flüssigem Stickstoff begeisterten genauso wie das Gießen von künstlichen Herzklappen, deren Aufgabe am Modell im wahrsten Sinne des Wortes begreifbar wurde. Magnetische Sensoren wurden aufgebaut, programmiert und getestet und in einem Teamwettbewerb galt es, in kürzester Zeit den höchsten Papierturm zu bauen, der dann auch noch einiges aushalten musste.“
Das Resümee nach dem „MUT“-Kongress: „Es wurde gemessen, gegossen, gelötet, getüftelt, getestet – immer standen der Spaß an naturwissenschaftlich-technischen Fragestellungen und praktische Erfahrungen im Vordergrund.“
Die Oberschule fügt ihrem Bericht vom Besuch an der Uni außerdem noch eine kleine Statistik der Bundesagentur für Arbeit bei: „In Deutschland kommen Fachkräfte in den MINT-Bereichen noch immer überwiegend aus dem männlichen Anteil der Bevölkerung, wie man in einer Studie der Bundesagentur für Arbeit vom Januar 2020 nachlesen kann. Demnach betrug die Frauenquote im Juni 2019 in Mathematik-, Biologie-, Chemie und Physikberufen 37,7 Prozent, in technischen Forschungs- und Entwicklungsberufen 20,9 Prozent, in Informatik-Berufen 16,5 Prozent und in Maschinen- und Fahrzeugtechnikberufen lediglich 10,4 Prozent. Der weibliche Bevölkerungsanteil bietet also enormes Potenzial für zukünftige Fachkräfte.“ Mit Veranstaltungen wie diesem Kongress werde bei den jungen Mädchen angesetzt, um sie für MINT-Bereiche zu gewinnen, Berührungsängste abzubauen, um ihnen die vielfältigen beruflichen Möglichkeiten zu zeigen und sie damit für eine Berufswahl zu ermutigen, die jenseits von Geschlechterstereotypen liege.
„Wie gut das Programm bei den Mädchen ankam, konnte man in der Mittagspause bei Suppe und belegten Brötchen an den fröhlichen Gesprächen im Hörsaal deutlich erkennen“, so die Mitteilung der OBS: „Bei dem positiven Feedback liegt es auf der Hand, dass der MUT-Kongress im nächsten Jahr seinen sicheren Platz im Veranstaltungskalender der Oberschule Soltau bekommt.“