Nein, ein armes Würstchen ist es nicht - eher knackig im Biss und würzig im Abgang. Und es kommt immer paarweise auf den Teller: Der neueste Streich der Soltauer Salzsieder mit ihrem Vorsitzenden Wilfried Worch-Rohweder ist das Salinenwürstchen, verfeinert mit Soltauer Salz. Damit bringen die Freunde des weißen Goldes ein weiteres Produkt heraus, das nicht nur schmeckt, sondern vor allem Touristen erfreuen soll. Und wen es nach der Würstchenmahlzeit nach etwas Süßem gelüsten sollte - auch kein Problem mehr, denn der Walsroder Konditormeister Hans-Jürgen Alvermann und seine Frau Jutta zaubern inzwischen Pralinen mit Soltauer Salz.
Dass Worch-Rohweder und die Mitglieder des Salzsiedervereins seit seiner Gründung vor elf Jahren nicht im Verborgenen an ihren Siedepfannen sitzen, sondern Lob und Preis des Soltauer Salinensalzes in die Welt hinaussingen, wird auf vielen Ebenen deutlich. Die reichen vom eigenen Salzmuseum über regelmäßige Veranstaltungen wie dem Mauritiusfest, Vorführungen wie dem Salzsieden in Wilsede und spektakulären Aktionen wie dem Salztransport per Ochsenkarren nach Quedlinburg 2018 bis hin zu den Soltauer Salzfestspielen, die im Oktober zum ersten Mal über die Bühne gehen sollen.
Solchermaßen haben sich die Salzsieder, auch wenn sie anfangs von so manchem belächelt wurden, mit ihren Angeboten aus eigener Kraft zu einem touristischen Highlight der Böhmestadt nach vorn gearbeitet. Ein wesentlicher Aspekt dabei ist aber auch der kulinarische: Soltauer Salz in dekorativen Säckchen, Soltauer Salz im Karamelleis einer Soltauer Eisdiele, Soltauer Salz bei der Reifung des Gradierbrandes, Soltauer Salz in der Salinenbratwurst - und nun auch Soltauer Salz im frischkreierten Salinenwürstchen zum Heißmachen.
Sowohl Salinenbratwurst als auch Salinenwürstchen produziert die Schneverdinger Schlachterei Dehning für Worch-Rohweder und seine Mitstreiter. Dabei sei gerade die Herstellung des Salinenwürstchens nicht leicht gewesen, weiß Dehning-Geschäftsführer Reinhard Müller: „Um die richtige Farbe zu erhalten - schließlich isst das Auge mit -, brauchen wir Pökelsalz. Sonst wäre das Würstchen grau. Daher sind etwa zehn bis zwölf Prozent des Salzes insgesamt Soltauer Salz, also zwei bis drei Gramm pro Kilo. Rund ein halbes Jahr mit Unterbrechungen haben wir daran getüftelt. Die Würstchen, die wir jetzt haben, sind sozusagen Prototypen, die wir noch nicht im Laden anbieten.“ Erhältlich sollen sie in der Zehnerpackung sein, aber, wie gesagt, erst später. Vorerst kommen daher nur die Besucher des Mauritiusfestes am 2. und 3. Oktober sowie die Gäste der Soltauer Salzfestspiele vom 4. bis 6. Oktober in den Genuß der Würstchen, die vom Aussehen an Wiener oder Frankfurter erinnern.
Für Woch-Rohweder ist diese neue Kreation ein logischer Schritt: „Touristen erwarten Produkte aus der Region. Also müssen wir sie ihnen liefern. Wir würden diese Waren auch grundsätzlich der Gastronomie anbieten. Bei Hotels und Campingplätzen würde sich das wahrscheinlich lohnen.“
Während die Salzsieder die Soltauer Gastronomen vielleicht noch vom Sinn dieser Produkte überzeugen müssen, haben sie das bei Andreas Witt längst geschafft. Der Geschäftsführer der Soltau-Touristik bot seine Unterstützung im Bereich der Touristiker an und betonte: „Wir finden das klasse.“
Allerdings hat Worch-Rohweder nicht nur ans Deftige gedacht, sondern auch an feinere Süßigkeiten. Diese liefern Alvermann und seine Frau. Zwar schon über 70 Jahre alt und bereits im Ruhestand, wollen sie ihre Hände nicht in den Schoß legen: Schon seit längerem stellen sie Pralinen her, in Handarbeit, ohne Konservierungsstoffe, mit natürlichen Aromen - und seit kurzem auch mit Soltauer Salz und Gradierbrand, was den aparten „Häppchen“ einen besonderen Akzent verleiht. „Herr Worch-Rohweder ist auf uns aufmerksam geworden, hat uns angesprochen und wir haben zugesagt“, erinnert sich Jutta Alvermann. Dabei hat sich ihr Mann vom Salz allerdings nicht nur geschmacklich, sondern auch visuell inspirieren lassen: Er hat das Fotomotiv der Soltauer Salzfestspiele werbewirksam auf eine Tafel Schokolade gebannt.