Einmal zum Ausbrecherkönig werden – und sich dann mit Kirschen belohnen | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Familie Alvermann holt Escape Room-Erlebnis auf den heimischen Hof in Woltem

Einmal zum Ausbrecherkönig werden – und sich dann mit Kirschen belohnen

Schon mal auf Verbrecherjagd gewesen? Dabei so richtig Gehirnschmalz investiert, auf Sherlock Holmes’ Spuren gewandelt und schließlich dem Übeltäter auf die Schliche gekommen? Und dabei auch noch jede Menge Spaß gehabt? Dann liegt das wahrscheinlich an einem Besuch in Woltem, auf dem Obsthof Alvermann. Dort wird – wie der Name schon sagt – Obst angebaut und verkauft, vor allem Dachkirschen. Doch auf dem Hof verbirgt sich noch ein Unikum, zumindest für unsere Region: ein Escape Room. Sprich: ein Raum, in den man sich freiwillig einsperren lässt, um dann als Team durch das Lösen von Aufgaben und gemeinschaftliches Tüfteln den „Ausbruch“ zu schaffen. In den umliegenden Großstädten sind Escape Rooms bereits etabliert und gut frequentiert – auch von Hauke und Katharina Alvermann. Beide sind echte Escape-Room-Fans und haben viele Erfahrungen gesammelt. Und sie fanden es schade, dass es in der Region kein entsprechendes Angebot gibt.

Wie es der Zufall wollte, hatte Hauke Alvermann vor einigen Jahren einen Container erworben und auf dem Hof seiner Eltern Martina und Henning Alvermann aufgestellt. Daraus – so die Idee – sollte ein Tiny House werden. Doch die Umsetzung erwies sich baurechtlich als aufwendiger als gedacht. Damit war Raum für einen Plan B – und die Idee, in Woltem einen ganz besonderen Escape Room zu etablieren. Er sollte zum Hof passen und Bezug auf die Landwirtschaft nehmen. Gesagt, getan: Katharina und Hauke Alvermann entwickelten die Spielgeschichte Stück für Stück und statteten den Container mit viel Herzblut, Witz und mancher Requisite vom Hof aus.

Zur Story: Wer den Escape Room bucht, macht sich erstmal zum Eierdieb: Mit dem Gedanken an leckeres Rührei, aber am Eiermangel gescheitert, habt ihr euch hinreißen lassen, bei Bauer Hermann im Hühnerstall lange Finger zu machen und ein paar Eier zu mopsen – nur um dann auf Glucke Henriette zu treffen, die keinesfalls gewillt ist, ihre Eier kampflos herzugeben und entsprechend Krawall schlägt. Bauer Hermann fackelt nicht lange, kommt in Gummistiefeln und mit der Forke bewaffnet angerannt, packt euch kurzerhand am Schlafittchen und sperrt euch in seine Scheune – um dann mit dem Trecker zur Polizei zu fahren. Und da wittert ihr eure Chance: Ihr habt eine Stunde, bis mit Polizei und Bauer zu rechnen ist – eine Stunde, um aus Bauer Hermanns Scheune auszubrechen, die er sich übrigens als nette Unterkunft eingerichtet hat. Nur: Wie lassen sich all die Schlösser öffnen? Wo gibt es Hinweise? Wenn ihr richtig stöbert, diskutiert und kombiniert, könnte es klappen. Und zur Not gibt’s Hilfe per Telefon – die Familie Alvermann unterstützt mit kleinen Hinweisen, wenn der Ausbruchsversuch ins Stocken gerät.

Ach ja, und da ist noch etwas: So empört Bauer Hermann über den Eierdiebstahl auch sein mag – so ehrbar ist er offenbar nicht. In eurem Kurzzeitgefängnis entdeckt ihr Hinweise darauf, dass der rigorose Landwirt selbst Dreck am Stecken hat. Da könnte sich das Blatt ja noch wenden…

Mehr wird nicht verraten, denn gerade in den Details – in der Einrichtung, den Rätseln und Aufgaben – liegt die Würze, finden Katharina und Hauke Alvermann. Der Escape Room kann von kleinen Gruppen mit zwei bis sechs Personen gebucht werden. Rund 300 Buchungen hatte Familie Alvermann bereits – ein großer Erfolg für die ungewöhnliche Idee. Gekommen seien Freundesgruppen ebenso wie Familien, berufliche Teams – und sogar ein Paar, das sich im Internet kennengelernt hatte und ein erstes Treffen unter „verschärften Bedingungen“ im Escape Room vereinbarte – Stichwort: Lösungskompetenz. „Jeder soll sich willkommen fühlen“, erklärt Katharina Alvermann den Anspruch.

Der Erfolg hat das junge Paar, das seit Mai mit Sohn Till die dritte Generation auf den Hof Alvermann gebracht hat, beflügelt: Schon bald soll ein zweiter Escape Room folgen – allerdings diesmal zu einem automobilen statt einem landwirtschaftlichen Thema. Ein Lkw-Trailer und eine Zollfahndung werden darin eine Rolle spielen, so viel sei schon verraten.

Dachkirschen – warum sie besonders sind

Wenn schon keine Eier zu klauen sind, können sich die Besucher aktuell vor allem eines schmecken lassen: die bekannten Dachkirschen des Obsthofs Alvermann. Diese werden direkt ab Hof vertrieben, darüber hinaus auch in Lebensmittelmärkten in der Region. Warum Dachkirschen? Martina Alvermann erklärt das Prinzip: Über jeder Kirschbaumreihe ist ein schmales Dach installiert. Regen kann so die reifen Früchte nicht zum Platzen bringen, läuft aber vom Dach herunter und gelangt in die Erde und damit zum Wurzelwerk. Diese Anbaumethode wird auch im Alten Land angewendet, ist hier in der Region aber einzigartig.

Auf knapp vier Hektar Anbaufläche wachsen mehrere tausend Kirschbäume – und nur an ihrem dicken Stamm lässt sich ihr Alter erahnen. Denn die Bäume müssen jedes Jahr fachmännisch beschnitten werden, damit sie unter die Dächer passen und optimalen Ertrag bringen.

Im vergangenen Jahr hat ein Sabotageakt große Schäden an der Kirschplantage angerichtet – viele Bäume wurden zerstört. Eine Katastrophe für die Familie Alvermann, die den Obsthof im Nebenerwerb führt. Doch zwei Dinge sind passiert: Ein Teil der Kirschbäume hat sich erholt, ist in diesem Jahr ausgetrieben und trägt Früchte. Außerdem hatte Hauke Alvermann die Idee, Kirschpatenschaften zu vergeben. „Die wurden so gut angenommen“, freut sich Martina Alvermann, „das war so tröstend.“

Durch diese Finanzspritze in Form von Patenschaften konnte die Familie 1.600 Kirschbäume nachpflanzen – die tragen in diesem Jahr zwar noch nicht, aber sie sichern die Zukunft des Obsthofs.

Neben Kirschen gedeiht auf dem Hof übrigens noch Exotischeres: Kiwibeeren, die Ende September reif sein werden, und Wassermelonen. Nach einigem Experimentieren habe man dort nun den Trick für einen erfolgreichen Anbau herausgefunden, erklärt Katharina Alvermann. Freiland und kleine Tunnel waren die ersten Versuche – jetzt wachsen die Melonenpflanzen üppig und dicht an dicht in einem Tunnelgewächshaus.

Im Herbst kommen dann noch Kürbisse ins Angebot hinzu. Der Obsthof ist regelmäßig auf Festen der Region vertreten – etwa auf dem Soltauer Bauernmarkt Anfang Oktober. Am 12. Oktober nimmt die Familie zudem am „Tag des offenen Hofes“ teil und lädt herzlich zum Besuch ein.

Weitere Informationen zum Escape-Room und dem Obsthof Alvermann gibt es unter
https://www.hof-alvermann.de/